Zeit der Belehrungen

Über betrunkene Hunde, vergammelten Käse in der Tasche,
ungeputzte Räder und die Frage, ob ich die LiegeradFrau kenne.

Der Reiz des Verbotenen


Ehrlich, es ist gerade eine tolle Zeit. Das Wetter ist perfekt, und die LiegeradFrau-Familie hat einige schöne Touren unternommen. 


Paul war so liebenswürdig ein paar Videoclips zu drehen als wir auf einer eigentlich verbotenen Strecke radelten. 


Bei sämtlichen  RadfahrerInnen der Umgebung scheint dies ein echter Geheimtipp geworden zu sein, denn wenn mal eine tolle  Strecke mit feinstem Straßenbelag langfristig für die Autos gesperrt ist, ist die Lust umso größer, endlich dort auch mal radeln zu können. Bei der sonst hohen Geschwindigkeit der Motorisierten und der Unübersichtlichkeit, trauen sich nur die Lebensmüden auf ihren Velos dorthin.


Wir trafen jedenfalls etliche Artgenossen dort, die mit breitem Grinsen die Straße in Beschlag genommen hatten. Daraus werde ich einen kleinen Film für euch zusammenschneiden.


Betrunkener Hund

Ich radle auch weiterhin die meisten Wege im Alltag. Das Schöne daran ist ja, dass man allerhand Leute unterwegs trifft und mit ihnen ins Gespräch kommt. Einige dieser Begegnungen möchte ich euch nicht vorenthalten.

Alva dachte es sei eine tolle Idee, meine Tasche auszuräumen, weil die Packung der Tempotaschentücher so herrlich raschelt und es außerdem wirklich lustig ist, die Tücher in Millionen kleine Teile zu zerfetzen, die dann, verteilt in der gesamten Wohnung, so großartig im Teppich stecken bleiben.

Und bei der Gelegenheit kann hund auch gleich den Kugelschreiber halb auffressen und die gesamte Kaugummipackung schlemmen. So saß also die LiegeradFrau auf der Wiese vor der Tierarztpraxis und beobachtete den Windhund wie das Kotzmittel, das ihr verabreicht worden war, seine Wirkung entfaltete. Bevor wie den Heimweg antraten, erwähnte das Personal noch nebenbei, dass der Hund noch den ganzen Tag "betrunken"sei.

So wollte die kleine Dame denn auch nicht den Anhänger verlassen und musste herausgezerrt werden. In schiefer Haltung und mit glasigem Blick stierte sie mich aus den Tiefen der Decken heraus an.

Belehrungen

Diese kleine Einleitung erklärt wie ein Tierarzt auf der Wiese dazu kommt, mir meine Unordnung meiner Handtasche zu erklären. Diese hatte ich in der Obhut der Praxis gelassen, um nicht darauf achten zu müssen.


Der Tierarzt kommentierte fachmännisch die Kotzattacken meines Hundes und nahm zufrieden zur Kenntnis, dass alles, was den empfindlichen Magen schädigen könnte, wieder dort herauskam wo es niemals hätte hineingelangen sollen.

Er hielt ein Referat über der Frauen Handtaschen und erklärte, dass es sich dabei um Bermuda-Dreiecke handelte. Dort verschwänden Dinge und man könne allerhand Erstaunliches zutage fördern. Er erzählte von seinem Trauma, den Hausschlüssel in den Tiefen dieses mystischen Ortes seiner Frau finden zu müssen. "Und neulich, na, können Sie sich das vorstellen, was ich dabei fand?

Verpackten Käse, den meine Frau irgendwann vergessen hatte, nach dem Einkauf in den Kühlschrank zu legen."

Mein Hirn kalkulierte sofort, dass das zur Zeit der Hitzewelle stattgefunden haben musste. Ich schaute Alva an, die gerade wieder vom Würgereiz geschüttelt wurde und für einen Augenblick konnte ich mir vorstellen mitzumachen. Wenn ich mir etwas vorstelle, werden leider auch Sinne wie der Geruch miteinbezogen.

Wieder in der Praxis erklärte ich, dass meine Tasche meist aufgeräumt wäre, da ich regelmäßig alles aussortiere. Ich kann dieses Schmuddelimage der Frauen so nicht stehen lassen.

"Ach ja? Dann geben Sie mir doch mal ganz spontan Ihren Hausschlüssel!"

Ein Griff und zack - triumphierend halte ich ihm den Schlüssel vor die Nase.


Ich weiß eigentlich gar nicht, warum ich mich auf so einen Quatsch einlasse, aber der Mann ist wirklich sonst sehr nett.

Gefälligst putzen bitte!

An einer Ampel neben mir hält ein Mann auf einem sehr schicken Mountainbike.

"Ja, Sie haben aber ein dreckiges Fahrrad!"

Ich inspiziere sein blitzblankes Rad: "Ich fahre auch bei jedem Wetter und nicht nur bei Sonnenschein. Ihr Rad steht wahrscheinlich die meiste Zeit in der Garage."

Er blinzelt mich irritiert an: "Nee, ich mache meines einfach sauber!"

Spricht's und fährt davon.

Ich bin extra eine Stunde früher losgefahren, damit ich mir noch eine neue Jacke aussuchen kann.

Ein älterer Herr ruft von hinten und fährt mir eilig hinterher, damit ich nicht weiter so tun kann, als ob ich ihn nicht hörte.

Er hätte da einige Fragen an mich bezüglich des Scorpion, er sei gestern probe gefahren. Nun könne er sich nicht entscheiden zwischen Hase und HP Velotechnik. Und auch der Motor ...

Am Ende des sehr netten Gespräches nickt er nachdenklich und sagt, dass im Dorfe B. eine Expertin für Liegeräder wohne, er habe auch schon ihre Videos gesehen. Sein Händler habe ihm diese Frau empfohlen. Ob ich sie kenne?

Und zum Schluss noch eine Szene aus dem Wartezimmer der Tierarztpraxis.

Eine Frau mit einem großen Hund möchte gerne an einer Frau mit einem sehr, sehr großen Hund vorbei.


Sie fragt: "Ist das ein Lieber?"

"Nein, das ist ein Neufundländer."


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Jürgen Gradenegger - 16. September 2019 Reply

Ja, die Putzfanatiker und Schönwetterradler. Ich hab meine Bikes am Anfang auch nach jeder Fahrt mit einem Lappen gereinigt. Das lässt nach, wenn man dauerhaft das ganze Jahr hindurch radelt. Zumal man gegen das Salz wenig tun kann. Es hinterläst einfach Spuren. Und der Satz zum Neufundländer ist grandios! 🙂

Herzliche Grüße

Jürgen

    Maria Jeanne Dompierre - 16. September 2019 Reply

    Allerbeste Grüße an dich Jürgen!

Axel - 16. September 2019 Reply

Wir lernen: Neufundländer sind jedenfalls nicht lieb! 😉

Ich fände noch recht spannend, wie die Liegeradfrau auf die neugierige Frage des unentschlossenen “älteren Herrn” nach der Liegeradfrau geantwortet hat. (Möglicherweise kennt sie sie ja wirklich…. 😉 )

Muss er weiter im Trüben fischen oder konnte er (stolz?) seine Suche beenden?

Schön, dass du noch /wieder da bist…

LG, Axel

    Maria Jeanne Dompierre - 17. September 2019 Reply

    Es ist immer wieder schön, von dir zu hören, Axel.
    Möglicherweise kenne ich diese Frau vom YouTube Kanal tatsächlich.

    Ob ich einen Weg fand, es dem Herrn auf diplomatische Art nahezubringen?
    Womöglich, aber eventuell beließ ich es einfach dabei, um ihn nicht in Verlegenheit zu bringen.

    Es ist schon lustig, dass im Detmolder Raum vielleicht sehr viele Frauen meines Typs mit einem Scorpion unterwegs sind. Aber ich war auch sehr gut verkleidet: Ich hatte den Anhänger nicht dabei.

      Claudia - 23. September 2019 Reply

      Kicher, der Satz mit dem Neufundländer hat mich sehr erheitert!

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