Warum es nichts bringt mit dem Trike in die Schweiz zu radeln, Schlitten fahren auf dem Koffer und mein persönlicher Aufpasser fürs Trike beim Einkaufen.
Kleine Geschichten zum Jahresausklang.
Diebstahlsicherer Sitz, weil der mir noch nie geklaut wurde!
Kürzlich war mein Liege-Trike in der Werkstatt. Ich habe mir eine zweite Schiene für einen zweiten Akku montieren lassen, damit ich bei längeren Touren nur den Stecker umzustecken brauche und nicht immer so ängstlich auf die Anzeige starren muss. Das war manchmal ein bisschen stressig. Jetzt kann ich bei Müdigkeit beruhigt eine hohe Stufe reinhauen und weiß, dass ich mit dem Strom auf jeden Fall noch den Berg nach hause bewältige.
Leider verliere ich mit dem Zugewinn an Komfort aber gleichzeitig an Komfort.
Der mittlere der drei Schnellspanner für den Sitz konkurriert mich dem neuen Akku um Platz. Der Schnellspanner musste ab. Wenn ich nun meinen Sitz abnehmen möchte, brauche ich dafür einen Imbusschüssel. Das finde ich echt sch*****, wenn ich ehrlich bin. Den Sitz nehme ich immer dann ab, wenn das Trike ins Auto muss. Das ist zwar nicht allzu häufig der Fall, aber trotzdem.
"Der Vorteil ist, dass dir nun niemand mehr den Sitz stehlen kann", versuchte der Fachmann mich zu trösten. "In fünf Jahren wurde mir noch nie der Sitz geklaut!" erwiderte ich und starrte weiter missmutig mein Trike an.
Dafür gab es noch zwei sehr schöne Begegnungen mit anderen Kunden des Händlers.
Ein Ehepaar wollte gerne von mir wissen, ob ich zum Scorpion Plus oder Kettwiesel rate. Mein Blog war ihnen bekannt und sie wussten, dass ich beide Modelle ausgiebig getestet hatte.
Der Mann war schon etwas betagt und seine Parkinsonerkrankung fortgeschritten.
Erst den Motor, dann das Trike wählen - verrückt oder?
Ja, was rate ich in solch einem Fall? Pauschal erst mal nichts. Wie immer fragte ich nach Lebensumständen, Wohnsituation (Keller, Abstellmöglichkeit draußen, ebenerdig, viel Platz oder wenig) und sah mir die Beweglichkeit des Mannes an.
Ich finde es immer wieder bedauerlich, dass ich tendenziell zu einem Hersteller raten muss, der vielleicht nicht das optimale Trike für jemanden anbietet, aber den passenderen Motor dazu verbaut. Diese große Änderung kam mit den Motoren.
Früher war die Frage: Zwei Räder hinten oder vorne? Und die Ausstattung war ebenfalls ausschlaggebend. So finde ich beispielsweise das Wetterverdeck von HASE BIKES für Pendler, Alltagsradler und Trike-statt-Auto-FahrerInnen eine sehr gewichtige Entscheidungshilfe.
Aber für Menschen mit eingeschränkter Kraft in den Beinen kommt eigentlich nur ein starker Motor infrage wie ich es bei GoSwiss Drive erlebe. Shimano Steps überzeugt mich da nicht. Und diesen starken Schubmotor finde ich bislang nur bei HP Velotechnik (ICE Trike werde ich 2018 endlich auch mal testen, ich bin aktuell in Kontakt).
Für manche Menschen bedeutet das in der Tat, primär über den Motor sein Trike auszuwählen. Ich finde das krass, ehrlich gesagt.
Zum Shimano Steps könnte ich nun viel schreiben. Auf die Frage, warum darum so ein Hype gemacht wird, habe ich schon eine Antwort bekommen. Aber die Information erhielt ich im vertraulichen Gespräch mit einem Hersteller (und nein, nicht mit einem der Liegeradhersteller, mit denen ich sonst auch regelmäßig Kontakt habe, also spekulieren bringt nichts 🙂 ).
Und bevor ich meine These öffentlich ausbreite, dass es sich eben maßgeblich um einen Hype handelt, den ich nicht nachvollziehen kann, muss ich erst mal gründlicher recherchieren, mit mehr Liegeradherstellern sprechen und fairerhalber auch die neueste Version des Shimano Steps testen. Ihr merkt schon wie sehr mich das Thema beschäftigt, denn ich schweife ganz schön ab.
In Kriftel können sie übrigens nicht nachvollziehen, warum mein Schnellspanner dran glauben musste. Richtig montiert, müsste alles seinen Platz finden.
Meine Fachwerkstatt sagt, die Voranbringung für die nun installierte Schiene sei nicht ganz korrekt eingesetzt worden, das Werk meint, der Fachmann vor Ort hätte vielleicht ... Ihr seht, auch der LiegeradFRAU geht es nicht anders als vielen von euch!
Liege-Trike Weihnachten
Weihnachten war einfach schön. Nachdem ich schienbeinhoch durch den Schnee waten musste als ich nach meinem Schweizaufenthalt nach hause kam, durfte mein Scorpion ja einige Zeit in der warmen Stube verbringen.
Aber das muss ich vielleicht doch erst etwas genauer erzählen.
Mit dem Koffer Schlitten fahren
Und es begab sich kurz vor Weihnachten, dass die LiegeradFRAU in der Schweiz war. Nein, es gab dort weder Schokolade noch leckeren Käse, der Aufenthalt war beruflicher Natur. Es fiel viel Schnee in diesen Tagen und die LiegeradFRAU war ganz verzaubert. Wie das glitzerte und märchenhaft weiß leuchtete!
Sie war ganz hingerissen.
Auf der Heimreise fiel ihr dann ganz plötzlich ein, dass es ja auch in Nordrhein-Westfalen geschneit haben könnte. Das wäre ja nun nicht so ganz zauberhaft, denn die LiegeradFRAU wohnt auf einem steilen Berg und hat einen mehrere hundert Meter lange Straße als Privatweg zu ihrem Haus. Diese Auffahrt ist noch steiler als die Straße, die immerhin ab und zu geräumt wird. Privatwege werden von den Stadtwerken ignoriert.
Und tatsächlich lag auch in der Heimat sehr viel Schnee.
Aber das war erst mal gar nicht so wichtig, denn im Auto war der Motor für das Gebläse ausgefallen und die LiegeradFRAU hatte ein paar ganz unerfreuliche Telefonate mit ihrer Autowerkstatt.
"Nee, nach Hannover können wir nicht kommen, rufen Sie bitte die Niederlassung dort an und fahren sie da hin."
"Aber ohne Gebläse kann ich gar nicht fahren, da beschlägt doch alles!"
"Also dann rufen Sie die trotzdem an, die können dann eventuell rauskommen zum Flughafen, vielleicht können sie das vor Ort reparieren oder Sie abschleppen."
"Warum soll ich achtzig Euro für einen Notschlüssel bezahlen? Achso, damit ich nicht stundenlang im eiskalten Parkhaus auf die Mechaniker warten muss ..."
"Ja, können wir verstehen, dass Sie jetzt nicht drei bis vier Stunden am Flughafen warten wollen, aber wir können echt nichts für Sie tun."
Und so fuhr die LiegeradFRAU gemäß der Anleitung der Autowerkstatt, mit offenem Fenster bei minus fünf Grad, eineinhalb Stunden lang auf der Autobahn. Aber das war gar nicht so schlimm. Denn die Autobahn war total vereist und alle rollten mit dreißig bis maximal fünfzig Kilometer pro Stunde, so dass der Wind nur total kalt war und nicht die halbe Gesichtshälfte einfror. Außerdem konnte sie sich eine dicke Decke auf die Beine legen, weil das Auto Automatikgetriebe hat.
Zuhause angekommen, war alles noch viel doofer als sich die LiegeradFRAU die ganze Fahrt über einzureden versucht hatte. Die Zufahrt war nicht befahrbar. Und so watete sie in dreißig Zentimeter schönstem Pulverschnee zum Haus, um ihre Schneestiefel anzuziehen, die sie natürlich erst mal suchen musste.
Aber zumindest musste sie nicht frieren, denn den steilen Berg wieder hoch zum Auto zu stapfen, macht ganz schön warm!
Im Stockdunkeln begann sie tapfer mit der Sisyhusarbeit, die Schneemassen mit der Schaufel zu beseitigen.
Nach zwei Stunden gab sie auf und lud Hund, Hundegepäck und zwei Koffer in den Schnee. Die Hälfte des Weges immerhin konnte sie mit dem Hund auf dem Schoß auf dem Koffer hinunterschlittern. Die andere Hälfte zerrte sie das Gepäck schnaufend hinter sich her.
So gerne fährt die LiegeradFRAU wirklich nicht Auto. Aber die Deutsche Bahn fuhr ja überhaupt nicht! Und mit dem Fahrrad in die Schweiz, nein, also das wäre ja mit dem vielen Schnee auch gar nicht gegangen.
Aber die LiegeradFRAU glaubt seitdem ganz fest, dass die netten Menschen in Kriftel sie niemals so jämmerlich im Stich gelassen hätten wie die Autowerkstatt. Bestimmt würden die einen Helikopter mit einem Ersatz-Trike schicken, um ihr aus der Klemme zu helfen. Einfach besserer Service beim Liege-Trike ...
Genau so oder so ähnlich hat es sich zugetragen, kurz vor Weihnachten.
Was mich sonst noch bewegt
Mein Scorpion ist wieder aus der gemütlichen Wärme ausgezogen. Ich war ja schon ein bisschen traurig, aber da war ich wirklich die Einzige in diesem Haushalt. Emilia lag immer ganz selig in ihrem Anhänger, der natürlich nicht ohne das Trike sein wollte.
Weihnachtseinkäufe mit dem Trike
Nachdem der Schnee pünktlich zu Weihnachten geschmolzen und das gröbste Salz vom einsetzenden Regen weggewaschen war, zog ich wieder Schneeschuhe und Skihose an und genoss die erste Ausfahrt nach drei Wochen. Noch nie war es so ein Vergnügen am letzten Tag vor Weihnachten alle Lebensmittel einzukaufen, wenn die meisten Leute total aggressiv und genervt sind. Zweimal wurde ich auf meinem Trike angeschrien und angehupt. Ich wünschte jeweils frohe Weihnachten, mit dem breitesten Lächeln, zu dem ich bei zwei Grad imstande war.
Übrigens weiß ich seit gestern auch, dass so eine Skihose tiptop wasserdicht ist. Als die Temperaturen plötzlich wieder nur knapp über dem Gefrierpunkt waren, wollte ich es nicht wahrhaben und trotzdem trikend zum Wochenmarkt fahren. Den Regen ignorierte ich stoisch nach dem Motto: wird schon nicht so schlimm sein.
Doch, war es dann sehr. Sogar schlimmer. Aber ganz ehrlich, ich traf einen guten Bekannten, der auch im kalten Regen radelte und wir strahlten uns unter den Bäumen der Allee an. Sogar ein Pläuschchen ließen wir uns nicht nehmen. Danach war meine Stimmung super und der Heimweg machte richtig Spaß.
In der Hektik hatte ich mein Fahrradschloss zu hause vergessen, denn das lag im Hundeanhänger. Den Hund konnte ich nicht mitnehmen, weil, ja also, jetzt schreibe ich es halt doch!!
Als ich frühmorgens los wollte, da lag noch ein bisschen Schnee. Und meine steile Auffahrt und so, ihr wisst schon. Naja, das wollte ich eben auch stoisch ignorieren.
Die Tatsache, dass bei mir auf dem Berg ein bisschen Schnee liegt, bedeutet noch lange nicht, dass weiter unten auch noch welcher liegt. Und der Wetterbericht hatte gesagt, es würde im Laufe des Vormittags noch regen. So. Bis dahin wäre ich ja wohl wieder zurück!
Ich wollte es also wagen, mit Vollgas, Stufe fünf im Motor, da hoch zu jagen, in der naiven Hoffnung, nicht stehenzubleiben und hochschieben zu müssen. Aber mit Anhänger keine Chance!
Meine Kamikaze-Methode hat auch voll gut geklappt. Auf den letzten Metern rutschte zwar das Hinterrad oft durch, aber ich zog das durch bis ich triumphierend oben angekommen war.
Ich erspare euch jetzt die Schilderung, dass ich vergeblich meinen geliebten Stand auf dem Markt suchte und wie ich es schaffte, triefend vor Nässe auf dem öffentlichen Klo, mit fetter Skihose, nichts zu berühren und trotzdem mein Geschäft zu verrichten, mit zwei total nassen Ortliebtaschen, die auch nichts auf diesem ekligen Klo berühren durften und ohne dass der Reißverschluss meiner Regenjacke von unten her aufging, weil das wäre echt blöd, wenn das kalte Wasser von dort auf meinen Bauch tropft ... und komme zum ganz erfreulichen Teil meiner Einkaufstour.
Beim Laden angekommen, begrüßte mich ein Herr in offiziell aussehendem Outfit auf dem Parkplatz. Er sah mit wichtiger Miene umher. Man hatte ihn als Aufpasser angeheuert, weil viele Autofahrer einfach fremdparkten, um sich dann in die Stadt davonzustehlen.
So hatte ich meinen persönlichen Wächter für mein Trike, das ich nun ganz entspannt unabgeschlossen herumstehen lassen konnte. Der Mann wich meinem Scorpion nicht einen Millimeter von der Seite!
Links, die ich gerne mit euch teilen möchte
Vor kurzem verfolge ich eine Tour, die mich amüsierte und mir gleichzeitig imponierte. Mit dem Lastenrad von Münster nach Amsterdam, um dort eine Schiffsladung Schokolade und Rum abzuholen. Die Ware kommt somit ohne Abgasproduktion durch den Transport in den Handel, weil das Schiff per Wind und Segel aus der Karibik kommt. Es hatten sich einige Leute angeschlossen und die Gruppe berichtete auf Facebook unter #Schokofahrt (Lasse das Lastenrad) über ihre Tour.
In Hamburg träumen manch nicht-radelnder Sesselpupser Lokalpolitiker von der Registrierung aller Fahrräder durch Nummernschilder, weil Radfahrende so viele schlimme Unfälle verursachen und sich dann einfach aus dem Staub machen. Ordnung muss sein - jawohl!
Und diese zwei Aktionen brachten mich zum Lachen. Eine eigenwillige Art notorische auf-dem-Fahrradweg-Parker darauf aufmerksam zu machen, Radwege nicht zu blockieren.
Davon werden wir hoffentlich bald mehr im öffentlichen Raum sehen.
Eigentlich hätte ich im Herbst bei einer Veranstaltung von Hase Bikes teilgenommen, an der ihr bestimmt euren Spaß gehabt hättet. Schöne Videoaufnahmen waren geplant! Mit dem Trike durch wildes Gelände, um zu erfahren, wie geländetauglich die Deltas sind. Leider wurde das ganze aus verschiedenen Gründen abgeblasen und verschoben.
Wie das in etwa aussieht, zeigt dieses Video von Hase Bikes.
Stellt euch da mal die LiegeradFRAU vor! Natürlich mit Helm 🙂
Vielleicht im nächsten Jahr dann.
Liebe Leserin, lieber Leser,
ich wünsche dir einen guten Rutsch und freue mich auf das Neue Jahr, in dem du hoffentlich weiter hier mitliest und vielleicht auch etwas in die Kommentare schreibst.
Danke, dass du hier mit dabei bist!
Für 2018 habe ich einige Projekte geplant, die spannend sind und mindesten eins davon vielleicht ein wenig spinnert.
Bleib oder werde gesund und freue dich auf die nächste Trike-Saison, denn mit einem Liege(rad)Trike ist das ganze Jahr Saison!
Herzlichst,
deine Maria Jeanne