Ein Reisebericht mit tollen Bildern und Videos von einer Tour von Berlin an die Ostsee - so hatte ich mir meine Sommerferien vorgestellt.
Es war ruhig hier die letzten Wochen. Wenn LeserInnen immer wieder bei einem Blog nachschauen, ob endlich mal wieder etwas Neues veröffentlicht wurde, um dann mit einem enttäuschten Pruster nur die altbekannten Beiträge zu sehen zu bekommen, da flammt die Enttäuschung auf „da tut sich immer noch nichts“. (Ich bin ja selbst fleißige Leserin diverser Blogs und kenne das gut.)
Wenn es auf einem Blog merkwürdig ruhig ist und die Pause nicht etwa angekündigt war wegen Krankheit, Urlaub oder größerer Umbrüche, ist meist genau das krasse Gegenteil von gähnender Leere im Leben der Bloggerin eingetreten. Nämlich Hektik und großes Tempo bei den Ereignissen.
Es ist wieder einmal passiert - das Leben.
Oder in diesem Fall, das Austreten aus jenem.
Heute schreibe ich mal einen Beitrag, der mit dem Fahrradfahren gar nichts zu tun hat, einfach, um euch zu erzählen, was mich vom Schreiben und leider auch oft vom Radfahren abgehalten hatte.
Schon wieder Beerdigung
Geplant war, vor der Radreise für drei Tage nach Trondheim in Norwegen zu reisen, um die Schwiegermutter, die Schwägerin und deren drei fast schon erwachsenen Kinder zu treffen. Beinahe jedes Jahr machen wir das; für Pauls schon betagte Mutter immer ein besonderes Highlight, ihre Familie um sich zu versammeln.
Für mich immer eine besondere Herausforderung, weil es dort im Sommer auch in tiefster Nacht immer hell bleibt. Und weil ein Dialog mit der Schwiegermutter ohne Dolmetschen unmöglich ist.
Letztes Jahr fiel aus und Paul meinte, dies sei wohl das letzte Mal, dass er seine Mutter wahrhaftig sehen könne, telefoniert hat er ja regelmäßig.
Nur so ein Gefühl, meinte er, denn die Dame hatte gerade noch Fotos auf Facebook gepostet, auf denen sie in Joggingklamotten mit ihrer Enkelin zu sehen ist. Mit 87 noch joggen - ein bisschen geschämt habe ich mich ja für einen Moment, als wir dort den steilen Anstieg zum Haus hinauf fuhren, den sie mit ihrem alten Fahrrad fast täglich bewältigte, um die Einkäufe zu erledigen, natürlich ohne E-Motor!
Zwei Tage vor unserem geplanten Flug verstarb sie ganz so wie sie es sich gewünscht hatte:
Plötzlich, unerwartet und eigentlich topfit. Das Herz.
Und so wurde aus dem Familientreffen eine Trauerfeier.
Und wir buchten unseren Rückflug dreimal um, blieben länger und länger. Das ganze Haus musste ausgeräumt werden. Als ich den Lkw-Fahrer verabschiedete, der diesen großen Transporter zu uns nach Deutschland fahren würde, schwante mir bereits, wie es zuhause weitergehen würde. Radurlaub ade.
Hatte ich schon erwähnt, dass wir gerade mitten in den Renovierungsarbeiten an unserem Schlafzimmer steckten? Ach was, Renovierung - Kernsanierung trifft es wohl eher.
Altes Fachwerk - ewiges Bauprojekt
Für die Nostalgiker, die nicht schon erst seit Erscheinen der ersten Landlust-Ausgaben vom alten Fachwerkhäuschen auf dem Lande träumen:
Alte Fachwerkhäuser sind - schief. Und niemals fertig. Renoviert. Umgebaut. Saniert. Und so.
Vorbesitzer haben höchstwahrscheinlich eine Menge Bausünden begangen, weil sie aus nicht ganz nachvollziehbaren Gründen Bedingungen schaffen wollten wie in einem Neubau. Naja, vielleicht nicht ganz, aber viele wollen sich dem auf jeden Fall annähern. Also wenigstens ein nicht allzu krasses Gefälle beim Boden und immerhin fünfundachtzig-Grad-Winkel an den Ecken und Fenstern.
(Beim Einbau eines neuen Fensters, das dem alten nachempfunden war, musste ich mich entscheiden:
- Soll das Fenster optisch gerade aussehen und dem schiefen Verlauf der Wand folgen?
- Soll es beim Öffnen nicht immer automatisch zufallen, weil es optisch zwar gerade aussieht, faktisch nun aber total aus der Waage ist?
Solch typische Entscheidungen stehen dann an.)

Diese Bausünden gilt es erst einmal zu beseitigen in Vorbereitung dessen, was danach folgen soll.
In unserem Fall ist das dann immer besonders aufwendig, weil wir Zentimeter dicke Lehmschichten auf Wände und Decke auftragen.
Erst kommt der grobe Unterputz, der mit Stroh vermischt ist, dann der Feinputz und schließlich … egal, damit langweile ich euch auf keinen Fall, das ist hier ja schließlich ein Liegeradblog.
Und wisst ihr eigentlich was für eine Sauerei das ganze ist? Nee, jetzt höre ich aber wirklich damit auf, man kann sich das doch gut vorstellen, wie Schicht um Schicht kackefarbene Erde an die Decke geklatscht wird, die zur Hälfte dann mit einem zähen „Platsch“ auf dem Kopf landet. Wenn Paul und ich einander so dreckverschmiert ansehen, muss ich immer an dieses Kinderbuch Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat denken.
Ich weiß jetzt ganz genau wie ein Kinderbuchautor auf solche Gedanken kommt.

Aber das Tolle daran, den ganzen Tag Kisten oder wahlweise Eimer für Eimer nassen Lehm in den ersten Stock zu schleppen, ist ja, dass man abends wortlos ins Bett kippt und einen phänomenalen Tiefschlaf erleben darf.
Na gut, die Beziehung ist dann nicht so romantisch, aber irgendwie doch sehr harmonisch, denn für blödsinnige Diskussionen fehlt jegliche Energie.
Und nachvollziehbarerweise auch für das Schreiben.
Im Bioladen haben sie mich gefragt, ob mit das Wetter zu nass sei? Ich habe, das gebe ich unumwunden zu, das Auto benutzt. Aber samstags bin ich dann doch zum Markt geradelt. Mein Trike hat mich trotz Müdigkeit gelockt.
Gastbeitrag und Unfälle
Ein bisschen Ferien habe ich noch. Die sonnigen Tage werde ich wahlweise auf dem Trike und der Terrasse verbringen, denn das Schlafzimmer ist fertig, und ich muss sagen: Die Anstrengung hat sich gelohnt.
In den kommenden Tagen werdet ihr dann auch schon wieder einen neuen Beitrag lesen dürfen, denn Norbert hat etwas von seinem Besuch bei HP Velotechnik für euch geschrieben.
Er hatte auch ein erschreckendes Erlebnis mit seinem Trike, bei dem er noch mal glimpflich davonkam. Anders als meine Mutter, von deren Zusammenstoß mit einem Auto ich euch dann danach berichten werde und darüber, wie leichtfertig sich manche Autofahrer aus dem Staub machen.
Und wenn mein erschöpfter Ehemann wieder zu Kräften gekommen ist, bringt er meine Kolumne „Trike unterwegs“ technisch auf Vordermann, damit ich euch dort regelmäßig unterhalten kann. Meine Lösung ist etwas … ähmm, nennen wir es diplomatisch „vorläufig“ …
Ein paar kleine Geschichten habe ich bereits gesammelt.
Bis dahin freue ich mich über Nachrichten von euch in den Kommentaren.