Ich hasse Fitnessstudios. Die Atmosphäre, der Geruch und die Geräusche stoßen mich ab. Ich hasse auch Sport. Kaum zu glauben, aber ich war schon im Schulsport nur mittelmäßig, schaffte in manchen Jahren mit gutem Willen des Lehrers, gerade so eine “2”.
So lange ich Männer als Lehrer hatte, war das OK. In meinem ersten Gymnasium waren wir in der Unterstufe 19 Jungen und acht Mädchen, es war völlig klar, dass wir gemeinsam mit den Jungs Sportunterricht hatten. Damit war auch klar, wie der aussehen würde:
Hockey, Handball und Basketball im Winter, Leichtathletik und Fussball im Sommer. Vor allem beim beliebten 2000-Meter-Lauf lernte ich, wie man seine Kräfte intelligent einteilt.
Beim 2000-Meter-Lauf und Weitspringen war ich sogar erstaunlich gut. Das Problem begann mit dem Schulwechsel in ein musisches Gymnasium mit Beginn der Mittelstufe. Plötzlich war Mädchensport bei Lehrerinnen angesagt. Auf dem Schwebebalken und der Turnmatte machte ich leider eine sehr ungrazile Figur, obwohl mein Körperbau jede Ballettlehrerin entzückte.
Meine Kindergartenfreundin und Kommilitonin meint, dass ich mir das Prädikat “unsportlich” zu unrecht verpasse. Die ausgebildete Fitnesstrainierin sagt, dass sie mich ausgesprochen sportlich findet, weil ich so viel Fahrrad fahre. “Ich kenne nicht viele, die das durchhalten”, sagte sie anerkennend als wir gemeinsam fast 20km zu unserer Ausbildungsstätte radelten (einfacher Weg).
Und jetzt stehe ich ausgerechnet im Fitnessstudio! Ich!
Ich stehe immer noch zu meiner Aussage, dass ich Sport hasse. Mit Sport verbinde ich allerdings, dass man irgendwohin geht, um dort Übungen zu machen. Fahrradfahren wie ich es tue, ist also kein Sport in meinen Augen, auch wenn es mich fit hält. Deswegen ist es auch so wichtig für mich, das Fahrradfahren in den Alltag einzubinden, sonst wäre es ja Sport. Ich gebe zu, da habe ich eine eigenwillige Logik.
In den letzten drei Monaten habt ihr nichts Neues mehr von mir gelesen, ich hatte eine Winterpause eingelegt. Nanu, dabei schrieb ich doch im letzten Winter so schwungvolle Beiträge darüber, wie toll das Liegeradfahren auch im Winter sein kann? Sogar mit Tipps und Tricks, den eigenen Schweinehund zu überwinden.
Meine Winterpause war unfreiwillig. Ich kam kaum die beiden Stockwerke bei mir zu hause hoch, ohne mich keuchend anlehnen zu müssen und hatte dabei das Gefühl, das Herz springt mir zum Halse raus. Meine Schilddrüse drehte völlig durch und da war an Radfahren nun gar nicht zu denken. Im Dezember war ich ziemlich krank und nach dem Tod eines nahen Angehörigen, brauchte es einige Wochen bis ich mich überhaupt wieder dafür zu interessieren begann, was in der Welt um mich herum geschieht.
In der Zeit bekam ich einige E-Mails und Fotos von euch, die ich erst jetzt beginne, zu beantworten. Danke für eure Geduld und auch die Treue zum Blog, ich war bis vor kurzem noch nicht in der Verfassung zurückzuschreiben, aber jetzt bin ich auf dem Wege der Besserung und wieder online.
Da mein Körper sich zunehmend erholt und die Symptome weitgehend verschwunden sind, ist es nun an der Zeit, ihn wieder zu stärken. Ans Fahrradfahren ist noch nicht zu denken, die Berge sind zu anstrengend und da lag es nahe, erst mal langsam anzufangen. So bin ich nun in meinem verhassten Fitnesstudio gelandet und sitze dort auf dem Rad, natürlich auf dem, das der Sitzhaltung des Liegerads nahekommt. Ich muss gestehen, dass ich ziemlich froh bin, dass ich so eine Möglichkeit habe, aber ich muss all meinen Willen aufbringen, dorthin zu gehen.
Als ich dieses Selfie für euch aufnahm, dachte ich, dass ich das niemals veröffentlichen würde, so grimmig wie ich da schaue. Aber es drückt ganz gut meine Stimmung aus, die ich gerade beschrieben habe, also zeige ich es doch.
Mein Scorpion steht derweil in der Scheune und hat eine Staubschicht angesetzt. Das ist ja noch nie passiert! Ich besuche es ab und zu, streiche mit meiner Hand über das Metall und vertröste es auf den Frühlingsbeginn. Denn bald schon werde ich wieder in der Lage sein, mein Gefährt in die wunderschöne Landschaft des Teutoburger Waldes auszuführen. Ich freue mich schon sehr darauf und kann die Luft riechen und den Wind spüren, der mich an der Nase kitzelt.
Bis dahin, habe ich hoffentlich auch schon einen Termin bei HP Velotechnik in Kriftel, denn die haben im Dezember eine Erinnerung an mich geschickt, um das geplante Interview vor Ort festzulegen. Da habe ich mich sehr gefreut, dass sie dieses Blog und euch, liebe LeserInnen im Kopf haben. Allerdings bekommen sie erst Antwort von mir, nachdem ich euch geschrieben habe.
Nun geht es mit neuer Kraft ins nicht mehr ganz Neue Jahr und ich wünsche dir, dass es ein besonders schönes für dich wird.