Auf einem Liegedreirad sitzt man ziemlich tief, das ganze Trike ist insgesamt ein recht niedriges Gefährt. Dennoch braucht man keine Angst zu haben, ständig übersehen zu werden. Hier sind ein paar Aspekte, an die man denken sollte, um die Sicherheit zu erhöhen, so kann man ganz entspannt am Straßenverkehr teilnehmen.
Sichtbarkeit erhöhen
Alles, was dazu beiträgt, die Aufmerksamkeit anderer VerkehrsteilnehmerInnen auf sich zu lenken, ist anzuraten. Ich kann nicht genug betonen, dass die Aufmerksamkeit der Anderen schnell erregt werden muss. Schnell bedeutet der Bruchteil einer Sekunde. Das Auge sollte automatisch angezogen werden, denn etliche motorisierte VerkehrsteilnehmerInnen sind nicht immer voll auf das Verkehrsgeschehen konzentriert und übersehen auch gerne mal eine Fahrerin auf dem “normalen” Fahrrad.
Beleuchtung
Eine sehr gute Beleuchtung am Fahrrad halte ich neben guten Bremsen für die wichtigste Ausstattung. Wenn du Mountainbike fährst, kannst du auf mobile, batteriebetriebene Lichtsysteme zurückgreifen, die großzügig Licht verteilen und damit deine Sicherheit im Straßenverkehr erhöhen. Achte aber bitte darauf, dass sie nach der StVZO (Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung) zugelassen sind. Wenn du wie ich einen Anhänger mitführst, solltest du auf jeden Fall beidseitig ein Licht anbringen, die Reflektoren alleine reichen nicht aus. Auf diesem Bild siehst du meinen Anhänger, die beiden Lichter sind oben angeklickt. Da es an diesem Tag trübe ist, sind die Leuchten auch am Tage an und blinken in langsamer Frequenz.
An meiner Kopfstütze habe ich zusätzlich zu meiner Lichtanlage ebenfalls solch ein Rücklicht angeklickt, da der Anhänger das eigene an meinem Liegerad Trike verdeckt.
Wimpel & Fahnen
Was das Auge magisch anzieht, sind Wimpel oder Fahnen. Ich habe mich für eine große Version entschieden, damit ich sofort gesehen werde. Alles, was ungewöhnlich und auffällig ist, wird in sekundenschnelle wahrgenommen. Im Fahrradhandel findest du häufig eine Auswahl an Wimpel für Kinder, HP Velotechnik hat einen orangenen für Liegeräder, aber für meinen Geschmack sind sie dennoch nicht groß genug. Die große Fahne, die du auf diesem Foto siehst, ist von einer Firma in Deutschland Link. Sie hat in 2013 das Geschäft der Amerikaner übernommen und lässt bei uns produzieren. Die Qualität ist extrem gut, das schlägt sich auch im Preis nieder, aber ich finde, das ist es wert. Auch Kinderräder sind mit diesen Fahnen wesentlich leichter zu sehen, die Fahnen gibt es auch kleiner, ich habe die größte Form gewählt. Ein besonderes Plus sind die eingenähten
Reflektoren auf beiden Seiten.
Fahrverhalten
Vorausschauendes Fahren erhöht die eigene Sicherheit sehr. Auf dem Liegerad ist immer besondere Vorsicht geboten, wenn Kraftfahrzeuge aus Ausfahrten fahren (vor allem rückwärts) oder abbiegen wollen. Die FahrerInnen sind es gewohnt, auf eine gewisse Höhe zu achten, wenn sie denn überhaupt daran denken, nach RadlerInnen zu sehen. Auf Wimpel alleine würde ich mich nicht verlassen und daher verlangsame ich das Tempo immer, wenn ich mich solch einer Situation nähere, um schnell halten zu können. Es nimmt natürlich den Schwung aus der Fahrt, aber im Ernstfall kann ich reagieren. Es nutzt ja nichts, auf seine Rechte zu pochen, wenn man verletzt auf der Straße liegt…
Helm
Verhasst wegen der “Anklatsch”-Frisur ist er heiß umstritten. Es gibt unzählige Für und Wider, ich möchte gar nicht auf alles eingehen. Ich schreibe einfach über meine Erfahrung und Entscheidung und hoffe, dass es dir bei deiner Entscheidungsfindung hilfreich erscheint. Wie du auf den Fotos sehen kannst, trage ich auf dem Scorpion Liegerad Trike keinen Helm. Nichts desto trotz bin ich eine Anhängerin des Fahrradhelms. Ich habe mich ausführlich mit Stürzen und deren Verläufen befasst. Auf einem “normalen” Fahrrad, auf dem man aufrecht im Sattel sitzt, stürzt man fast immer mit dem Kopf voran und schlägt mit dem Kopf auf, auch bei seitlichen Stürzen, die mit dem Arm abgefangen werden können, knallt der Kopf häufig auf den Boden. Wenn ich mit dem Moutainbike unterwegs bin, trage ich deshalb immer einen Helm, das steht für mich außer Frage. Hätte ich noch ein anderes Aufrechtrad, würde ich auch immer einen Helm darauf tragen.
Beim Liegerad hingegen verlaufen die Stürze und Unfälle anders. Vor allem Schulter, Arme, Hüften und Beine werden in Mitleidenschaft gezogen, weil die Fahrerin seitlich aus geringer Höhe fällt. Sogar wenn das Liegerad gerammt wird, wird die Fahrerin meist seitlich “abgeworfen”. Anders als beim aufrechten Fahrrad, ist hier nicht der Kopf der größte Angriffspunkt. Aber trotzdem: Wer ganz sicher sein will, trägt auch auf dem Liegerad einen Helm, denn natürlich kann beim Überschlagen und Rollen auf dem Boden immer auch der Kopf verletzt werden. Ich trage auf dem Liegerad immer dann einen Helm, wenn ich am normalen Straßenverkehr teilnehme, weil dort immer die Gefahr besteht, dass ich mit Wucht gerammt werde. Bei Touren, die ich abseits unternehme, bleibe ich helmlos, denn herumliegende Äste oder Schalglöcher bringen mich auf einem Liegerad Trike nicht ins Schleudern.
Dazu fällt mir dieser kleine Dialog zwischen meinem Vater und mir ein, als ich ein Teenager war:
Ich: “Ich sehe aber total blöd aus mit dem Helm.”
Er: “Was meinst du, wie blöde du erst mit Kopfverletzung aussiehst?”