Die Feiertage verbrachte ich zusammen mit meinen Eltern in meiner alten Heimat in Süddeutschland. Nun hatte ich endlich die Gelegenheit, die nagelneuen Scorpion fs meiner Eltern zu bewundern und genauer unter die Lupe zu nehmen, denn sie haben den neuen elektrischen Antrieb GoSwiss.
Natürlich habe ich mein Liegedreirad mitgebracht, damit wir zu dritt auf Tour fahren konnten, da war es uns auch völlig egal, dass wir am Karfreitag auf dem Nachhauseweg in einen kleinen Schauer gerieten – Regenklamotten hatten wir ja eingepackt.
2 neue Scorpion fs
Zunächst einmal muss ich sagen: Die Scorpion meiner Eltern sind toll! Beide haben sich eine individuelle Farbe ausgesucht und sind mit dem neuen elektrischen Antrieb ausgestattet.
Der ist sehr viel dezenter am Liegedreirad verbaut als der BionX Antrieb, den ich habe. Der Motor und auch die Akkus verschmelzen wegen ihrer schwarzen Farbe mit dem Liegedreirad und fallen kaum auf. Praktischerweise können zwei Akkus gleichzeitig am Scorpion mitgeführt werden, so dass der Strom für längere Touren ausreicht und nicht ein Akku in einer Tasche mitgeführt werden muss, wie das bei mir der Fall wäre.
Auch auf den Fotos entdeckt man die Akkus nur beim genauen Hinsehen:
Unter dem Sitz nach hinten hin verlaufend sitzt das schwarze Kästchen.
Die Lichter werden vom Akku gespeist, so dass ein Nabendynamo überflüssig ist, ansonsten waren mir die Details beider Liegedreiräder vertraut.
Kleine Route am Karfreitag
Der Karfreitag versprach Regen, so dass wir einen bescheidenen Ausflug von 20km planten und unterwegs ein heißes Getränk in der Dammenmühle in Sulz genossen. Das historische Brauhaus hat seine ursprüngliche Bauweise erhalten und ist sehr gemütlich. Im Innenhof empfing uns ein Pfau mit aufgeschlagenem Rad und ließ seine Federn mit vernehmlichem Rauschen vor und zurück vibrieren, um seine Angebetete zu beeindrucken. Auf uns jedenfalls hat er seine Wirkung nicht verfehlt.
Auf dem Nachhauseweg hielt uns unsere Regenkleidung trocken, aber zum Glück war der Schauer nach zehn Minuten schon wieder vorbei. Wir radelten an einem Bächlein durch die Stadt Lahr zurück nach Friesenheim und genossen die Ausfahrt sehr. Emilia lag sicher vor dem Regen eingekuschelt in ihren Decken und lief Teile der Strecke begeistert mit.
Mutter und Tochter
Am Samstag radelten meine Mutter und ich ohne meinen Vater nach Ettenheim. Es war mit 9°C ziemlich kühl, aber dick eingemummelt trotzten wir dem Wind und erzählten uns auf dem Weg vieles, was Mutter und Tochter so zu reden haben, wenn der Vater und Ehemann nicht dabei ist.
Emilia konnte viel frei laufen und wir ließen uns Zeit. Ich war sehr erstaunt darüber, wie leicht sich mein Scorpion fahren ließ, sogar mit Hundeanhänger, weil die Landschaft kaum Anstiege hat. Mein Motor blieb nahezu die gesamten 45km ausgeschaltet – kein Vergleich zur Topografie im Teutoburger Wald!
Manchmal komme ich mir nämlich schon ein bisschen komisch vor, wenn ich nach 35km zu Hause ankomme und denke: “Puh, für heute reicht es aber!” Da schleicht sich ab und zu das Gefühl ein, nicht fit zu sein, denn immerhin unterstützt mich ein Elektromotor. Nachdem ich mal wieder in der Ebene gefahren bin, relativiert sich dieses Gefühl allerdings und ich merke, dass meine bergigen Routen mich gut trainiert haben.
Nachdem meine Mutter und ich ein fantastisches Mittagessen auf einem Weingut eingenommen hatten, machten wir uns mit vollem Bauch auf den Rückweg. Wir waren beide erstaunt wie gut es sich mit übervollem Magen fahren lässt, nur Emilia wollte nicht mehr so viel laufen, denn immerhin konnte sie sich während des Essens nur bedingt ausruhen, galt es doch meine Fahrradtaschen gegen diverse Hunde zu verteidigen, die immer mal neugierig in unsere Nähe kamen.
Meine Mutter war erstaunt, dass der sonst immer fröhliche Hund plötzlich die kleinen Zähnchen zeigte, aber ich konnte sie gut verstehen. Seit sie den Anhänger hat, ist alles, was mit dem Liegedreirad verbunden ist (also auch die Taschen) ein Stück Zuhause und an ihr Körbchen daheim lässt sie auch keinen anderen Hund.
Beinahe nach Frankreich
Am Sonntag hatte sich mein Vater eine besonders schöne Tour für uns ausgesucht. Es war viel wärmer geworden und wir wollten den ganzen Tag auf dem Liegedreirad verbringen. Die ersten Kilometer fuhren wir auf der Hauptstraße, aber wegen des Feiertages waren nur vereinzelt Autos unterwegs und die hielten großen Abstand beim Überholen, weil wir mit drei Scorpion hintereinander eine unübersehbare Einheit darstellten.
Wir durchquerten ein paar ruhige Dörfer im Ried bis wir den Rhein erreichten. Wer einen kleinen Eindruck von der Sprache bekommen möchte, kann sich unter diesem Link amüsieren. Übersetzungsversuche dürfen gerne im Kommentarfeld unten gepostet werden , um zur allgemeinen Erheiterung beizutragen.
Zu dritt radelten wir auf der feinen Schotterpiste am Rhein und ließen den majestätisch vorbeiziehenden Fluss auf uns wirken. Schwäne brüteten in Weihern ihre Eier aus und ein Kormoran fesselte mit seinen Flugkünsten unsere Aufmerksamkeit. Wir machten eine kleine Pause, in der wir uns erfrischten, aufs Wasser schauten und mit dem Hund spielten.
Als wir weiterfuhren, ließen wir bald alle Spaziergänger hinter uns und die Wasserlandschaft bezauberte uns mit ihrer Ruhe und Schönheit.
Ein Schild teilte uns mit, dass wir nur 15km von Straßburg entfernt waren, aber wir blieben auf deutscher Seite und fuhren durch einen sehr ruhigen Wald mit Auenlandschaft.
Die Landschaft nahm uns gefangen und hüllte uns mit ihrer friedvollen Atmosphäre ein. Es war schon fast wie Meditation, dort zwischen türkis-grünem Wasser und sattgrünen Bäumen zu radeln. Wir senkten unsere Stimmen oder fuhren einfach schweigend dahin, gleichzeitig tagträumend und hellwach die Umgebung wahrnehmend.
In Kittersburg machten wir eine ausgiebige Pause und stärkten uns mit Speis und Trank. Hmmmm… ich hatte schon vergessen, wie gut ein richtiger Flammenkuchen schmeckt. Hauchdünner Boden, belegt mit Sauerrahm und wahlweise deftig mit Speck und Zwiebeln oder zum Nachtisch mit Äpfeln und Zimt.
Ich teilte mir die Apfelversion mit meiner Mutter und bestellte übermütig flambierten Calvados, die Flammen würden den Alkohol ja verpuffen lassen. Nun ja, der Wind allerdings blies die kläglich-blauen Flämmchen schnell wieder aus, so dass ich stellenweise in Apfelflammkuchen biss, auf dem eine Pfütze aus Schnaps schwamm.
Die Sonne verwöhnte uns mit ihren warmen Strahlen und wir brachen auf, um zurück zu fahren. Die Beschilderung verriet mir, dass wir uns auf dem Mühlenradweg befanden. Einen Teil unseres Ausfluges kannst du auf dieser Karte anschauen.
Der Rückweg zog sich dadurch etwas in die Länge, dass immer einer von uns eine Lage Kleidung loswerden musste, weil es plötzlich sehr warm geworden war. Und natürlich fand das nicht gleichzeitig statt, sondern verteilt hintereinander.
So hat es mich denn nicht wirklich überrascht, als mich am nächsten Morgen eine Tomate aus dem Spiegel anschaute. Von meiner Stirn über die Nase zum Kinn hin im Farbton abnehmend, hatte sich ein Sonnenbrand gebildet, der aber glücklicherweise nicht sehr ausgeprägt war und nach zwei Tagen wieder verschwand.
Was für ein perfekter Abschluss dieses wunderschönen Osterwochenendes! Manchmal gibt es vollkommene Tage, an denen sich das Leben so gut anfühlt, dass es keinen besseren Ort zu keiner anderen Zeit zu geben scheint. So fühlte sich der Sonntag an. Danke an meine Eltern für die tolle Zeit, ich freue mich schon auf das nächste Mal.
Nun, da du weißt, dass ich außer Deutsch und Englisch auch noch badisch-alemannisch zwar nicht perfekt sprechen kann, aber bestens verstehe, habe ich eine Quizfrage an dich: Was ist ein “Strupfer”? Und weil das im Zeitalter von Google und Wikipedia vielleicht einfach herauszufinden ist: Was ist ein “Guzzili”, wahlweise auch “Guzzele” genannt?