Mief – sagt doch über den Charakter gar nichts aus!

 

Wer ein Blog schreibt, muss sich mitunter auch trauen, kontroverse Themen zu beschreiben und in Kauf nehmen, einen kräftigen Gegenwind zu erfahren.

(Den Song von Wigald Boning und Olli Dietrich platziere ich unter Ignorierung der “Schlampe unter der Lampe”!)

Ich habe dieses Thema schon lange im Kopf und dachte, ich sollte lieber nicht darüber schreiben oder gar in die Kamera sprechen. Manchen könnte es empfindlich treffen und es ist eine delikate Angelegenheit.

Doch immer wieder werde ich von Leuten angesprochen wie meine persönliche Lösung dafür aussieht und ich merke, dass es viele Menschen vom Fahrradfahren abhält, weil sie glauben, das sei alles zu kompliziert oder unlösbar.

Nun war ich kürzlich wieder im Liegeradforum und habe einige ältere Beiträge gelesen. Und da tauchte es wieder auf, dieses spezielle Thema.

Der Körper stinkt nicht, nur die Kleidung!

Dieses Märchen habe ich schon oft gehört. Und leider musste ich schon oft riechen, dass sehr viele Menschen hartnäckig daran glauben.

Um es gleich klarzustellen: Ich rümpfe nicht die Nase, wenn jemand gerade sein Training beendet, im Garten schweißtreibende Arbeiten erledigt oder ich jemanden auf dem Fahrrad treffe.

Funktionskleidung ist ein Segen, weil sie trocken hält, aber sie stinkt auch ziemlich schnell und das sollte eigentlich jedem klar sein. Das beste ist sowieso, alle stinken miteinander, das fand ich z.B. so entspannend beim Liegeradtreffen in Hannover. Über 40 Leute radeln und schwitzen gemeinsam, die meisten tragen Funktionskleidung und sitzen nach der Tour völlig entspannt, teils dicht nebeneinander noch stundenlang herum und keiner rennt in die Dusche oder zieht sich um (Duschen waren für uns verfügbar). Mir ist niemand dort durch Gerüche aufgefallen, denn wenn alle stinken, inklusive mir, ist es egal.

Allerdings möchte ich etwas mehr auf den ersten Teil der Überschrift eingehen.

Ameisen- und Buttersäure

Schweiß selbst ist nahezu geruchsneutral, wenn er ganz frisch ist. Der Geruch entsteht, wenn Mikroorganismen, die auf unsere Haut siedeln, beginnen, ihn in seine Einzelbausteine zu zersetzen.

Wenn die v.a. langkettigen Fettsäuren im Schweiß von den Bakterien abgebaut werden, entstehen Ameisensäure (stechender Geruch) und Buttersäure (ranziger Geruch). So werden aus langkettigen kurzkettige Fettsäuren.

Bakterien haben wir auf der ganzen Haut, aber dort, wo es besonders warm und feucht wird, leben sie am liebsten, wie z.B. in den Achselhöhlen und zwischen den Zehen. Und auch die behaarten Körperregionen lieben sie, weswegen bei starkem Schwitzen die Haarentfernung hilfreich ist. Wo der Schweiß nicht schnell verdunsten kann, weil Haut auf Haut trifft, wird er also von unseren eifrigen kleinen Helfern emsig ab- und umgebaut.

Unabhängig von den Kleidern entwickelt der Körper einen mehr oder weniger starken Geruch, wenn Schweiß abgebaut wird. Die Intensität hängt vom pH Wert der Haut, der Ernährungsweise und dem Hormonstatus ab.

Aluminiumsalze im Deo

Verhindern lässt sich dieser natürliche Prozess nicht, es gibt aber einige kosmetische Maßnahmen. Vor allem Deodorants mit Aluminiumchlorid sind sehr beliebt, weil sie das Schwitzen deutlich reduzieren. Das mag auf den ersten Blick sehr attraktiv erscheinen, aber wenn du einmal genauer betrachtest was da geschieht, merkst du schnell, dass du langfristig einen hohen Preis dafür bezahlst.

Die Aluminiumsalze in diesen Deos blockieren die Schweißporen, so dass du dort nicht oder nur wenig schwitzt, aber das bedeutet auch, dass du nicht entgiften kannst. Unsere Haut ist ein riesiges Entgiftungsorgan und über das Schwitzen werden wir allerhand “Ballast” los. Auch wenn wissenschaftliche Erhebungen den endgültigen Beweis noch schuldig bleiben, so ist zu beobachten, dass immer mehr junge Frauen Brustkrebs entwickeln und der Zusammenhang zwischen neurodegenrativen Gehirnerkrankungen wie Alzheimer und Aluminiumansammlungen im Körper ist schon längst kein Geheimnis mehr.

Der Körper stinkt sehr wohl und zusätzlich auch die Kleidung! 

Deos ohne Aluminiumsalze halten nur begrenzt. Da hilft nur eines: Waschen

Ich halte das seit Jahren so, weil die oben genannte Deos aus Gesundheitsgründen keine Option für mich sind.

Mein Liegedreirad nimmt mehr Raum in meinem Leben ein als ein Hobbygerät. Ich unternehme zwar in meiner Freizeit gerne Touren, aber noch öfter binde ich es in meinen Alltag als Transportmittel ein. Das war schon vor meinem Liegerad der Fall als ich noch ein gewöhnliches Tourenrad fuhr.

Als Studentin wohnte ich 8 km außerhalb der Stadt in einem kleinen Ort, der auf einem Plateau lag, auf das ich mein schweres Fahrrad eine 13% Steigung mit auf den Lenker hängendem Oberkörper und keuchendem Atem und im Gänseschritt schieben musste. Aber auch zur Hochschule ging es stramm bergauf und meine bewegungsfreudige Freundin aus Kindergartentagen, die ebenfalls dort studierte, radelte jeden Tag mit mir mit. Uns war klar, dass wir unmöglich in der Vorlesung sitzen konnten ohne entsprechende Körperpflege. Auch im Winter bildeten wir uns nicht ein, dass nur ein frisches Oberteil ausreicht.

Also kalkulierten wir zehn Minuten zusätzlich zu unserem Zeitbudget ein und zogen uns nicht nur um, sondern wuschen uns am Waschbecken und trugen frisches Deo (natürlich ohne Aluminiumsalze) auf. So frisch aufgetragen hält es dann erfreulicherweise auch bis zu Heimfahrt am Nachmittag. Wenn man das jeden Tag macht, merkt man schnell, dass es weder umständlich noch besonders zeitaufwändig ist. Ein kleines Duschgel, Deo und sogar Gästehandtuch nehmen kaum Platz ein und sind mit den Kleidern schnell gepackt.

Dieses “Ritual” halte ich auch heute noch ein. Ein WC mit Waschbecken finde ich überall, im Winter kann es zwar kurz mal kalt für den Oberkörper werden, aber dafür fühle ich mich sehr wohl, wenn ich mich unter Menschen begebe. Man sollte nämlich eines nie außer Acht lassen: Andere Menschen riechen einen schon sehr deutlich, bevor ich selbst meinen eigenen Geruch wahrnehme. Und ich weiß aus eigener Erfahrung, dass die Auskünfte anderer nicht sehr zuverlässig sind.

Zu oft habe ich es selbst schon nicht übers Herz gebracht, einem Kollegen oder Bekannten zu bestätigen, dass er stinkt, wenn er mich nach meiner Einschätzung fragte. Einerseits wollte ich niemanden kränken, aber andererseits werden solche Fragen auch häufig suggestiv gestellt, das heißt in Erwartung einer bestimmten Antwort und außerdem war der Geruch nicht so penetrant, dass ich hätte bestätigen können, dass er stinkt. Aber ein unangenehmer Geruch war eben schon vorhanden.

Wer mit dem Credo im Kopf “Nur die Kleider stinken, aber nicht der Körper” andere nach ihrer Wahrnehmung fragt, tut dies normalerweise mit einer Haltung und einem Unterton, die dem Anderen signalisieren, dass die ehrliche Antwort mitunter nicht positiv ankommt.

Jaja, jetzt werden viele sagen: “Aber ich bin nicht so! Mir kann man getrost die Wahrheit sagen” etc. Es funktioniert trotzdem häufig nicht. Dazu müsstest du jemanden fragen, der dir nicht so wohlgesonnen ist oder dir eher neutral begegnet. Außerdem fängt der Körper ja auch erst nach einiger Zeit an zu riechen und so kann es sein, dass kurz nach dem Umziehen noch alles in der Norm riecht, aber ein paar Stunden später die Leute lieber nicht so eng mit dir zusammen sind.

Radfahren und schön aussehen

Ich persönlich finde es ziemlich schade, dass viele Menschen glauben, sie könnten aus diesem Grunde nicht mit dem Fahrrad zur Arbeit oder einem Treffen fahren. Mit so wenig Aufwand kann man nicht nur dafür sorgen, dass man gut riecht, sondern auch noch modisch attraktiv aussehen, indem man einfach seine Kleider geschickt packt. Mit ein paar Handgriffen sind auch die Haare schön hergerichtet und die praktischen Halbschuhe gegen schöne Sandalen eingetauscht.

Und ich verrate es gerne, auch wenn es den ein oder die andere zum Schmunzeln bringt: Ich verrenke mich sogar in Unterhosen am Waschbecken stehend, indem ich meine Füße auch noch wasche, bevor ich in frische Socken und meine schicken Schuhe schlüpfe oder barfuß in Sandalen.

 

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Michael - 25. Juli 2014 Reply

Ohrenschmalz, Kragenspeck, Mundgeruch und Nageldreck, Achselschweiss im Überfluss, Fettfrisur und Käsefuss. Nimm mich jetzt auch wenn ich stinke denn sonst sag’ ich Winke Winke
und Good bye

ich gebe dir Recht mit diesem Thema, ich finde es gibt sowieso viel zu viele Tabus in unserer Gesellschaft. Sei es der Kollege / die Kollegin der / die schon wieder mit einer Fahne zur Arbeit kommt und wie viel könnte ich hier noch aufzählen…

Leute, wir sind im 21. Jahrhundert da sollte man doch über das Thema Körpergeruch offen diskutieren können. Also von mir ein Daumen hoch Maria gutes Thema…

An dieser Stelle will ich meinen Beitrag für eine schöne Diskussion leisten, und die ein oder andere nette Geschichte dazu schreiben.
So ist es geschehen vor vielen Jahren in einer Zeit da war ich Sanitäter bei der Bundeswehr, wir hatten einmal im Quartal einen Saunabend und besuchten den Griechen unseres Vertrauens. Wen würde es an dieser Stelle wundern wenn ich sage, dass wir 2 Tage nur noch wirklich Kranke hatten. Eine vergleichbare Situation, wie du sie auf dem Liegeradtreffen erlebt hast Maria, ist mir nach einer gut 100 km langen Radtour mit dem ADFC passiert. Wir waren im Anschluss noch was essen, die arme Bedienung…

Also alles in allem wenn ich mit dem Rad unterwegs bin schwitze ich auch wenn ich einen Motor habe. Wenn ich nicht gerade in einem Bereich arbeite wo ich durch meine Tätigkeit auch schwitze werde ich mich immer frisch machen und umziehen. Allein schon mit Rücksicht auf die Mitmenschen und weil ich mich selbst auch wohler fühle.

Maria Jeanne Dompierre - 25. Juli 2014 Reply

Hallo Michael,

es freut mich, dass dir der Beitrag gefällt, danke für deine Anekdote 🙂

Bei der nächsten Radtour können wir dann gemeinsam in unserer Funktionskleidung nicht schwitzen, aber stinken 😆 und es wird völlig egal sein.

    Michael - 25. Juli 2014 Reply

    Auf jeden Fall 😀

    Funktionskleidung hin, Funktionskleidung her! Beim Sport ist sie echt klasse sie wird nicht nass wie Baumwolle und hält gerade auf dem Rad den Körper auf guter Temperatur sogar bei über 30 Grad. Aber irgendwann steigt man(n) vom Rad und dann ist es aus mit der Kühlung, da bekommt frisch machen gleich noch einen anderen Sinn. Nicht nur das du dir den Schweiß ab wäscht um Geruch vorzubeugen kühlst du den Körper so auch etwas runter und du schwitzt nicht noch weiter. Also macht es keinen Sinn nur die Kleidung zu wechseln oder gar wie die Männer aus dem Forum eine Katze zu Waschen 😀

Hermann - 25. Juli 2014 Reply

Hallo Maria,

ich lese schon eine ganze Weile auf deinem Blog mit, habe mich bislang aber nicht dazu geäussert.

Deinen heutigen Eintrag finde ich sehr interessant. Bisher habe ich, wenn ich “auf Tour” gegangen bin, mehrere T-Shirts (bzw. tw. Funktionsshirts) als “Wechselwäsche” mitgenommen. Vor Ort dann (beim Bäcker im Café auf der Toilette bspw.) entsprechend die Shirts gewechselt – und vorher natürlich neues Deo eingesetzt (gilt das mit dem Alu nur für Sprays oder auch für Roller?).

So “behandelt” habe ich mich natürlich immer frisch gefühlt.

Von daher mal danke für deinen Einwand. Ich werde versuchen, bei meinen nächsten Touren entsprechend Seife und andere Utensilien mitzuführen. Könnte zwar merkwürdig wirken, wenn ein anderer Gast zeitgleich die Räumlichkeiten aufsucht, aber damit muß ich wohl leben 😉

    Maria Jeanne Dompierre - 26. Juli 2014 Reply

    Hallo Hermann,

    es ist super, dass du dich zu diesem Thema äußerst und ich freue mich sehr, dass du dich einbringst.

    In der Tat ist es merkwürdig, wenn jemand anderes die öffentliche Toilette benutzt. Das war v.a. in der Hochschule eine Situation, an die ich mich erst gewöhnen musste.

    Glücklicherweise verirren sich kaum Männer in der Damentoilette, aber der Moment, in dem ich sozusagen “oben ohne” dastehe und die Türe geht auf (da gehen ja Leute vorbei, die auch mal kurz hineinschauen), ist anfangs etwas komisch.

    An komische Blicke sind wir durch unsere Fahrräder sowieso gewöhnt… 😀

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