Ihr Lieben,
ich bin immer noch im Wartemodus und schreibe aus der behaglichen Wärmezone der geschlossenen Räume, wo der Ofen lockt.
Das ist ja das genaue Gegenteil dessen, was man von einem Fahrradblog erwarten würde, aber es ist nun mal die Realität.
Ich habe also gerade die allerbeste Ausrede aller Zeiten, bei dieser nassen Kälte am warmen Ofen zu schnurren statt mich draußen zu bewegen, mein Immunsystem zu trainieren, frische Luft zu tanken ... ach, ihr wisst schon 😀 .
Ich habe kein Trike. So ist das. Das dauert noch.
Der Fahrradhändler kommt die nächsten Tage aus seinem Urlaub zurück, dann können wir die Rückführung planen. Und natürlich freue ich mich auf diese erste Fahrt ungemein - widriges Wetter hin oder her.
Leserfrage - Reichweite Akku
Gestern stellte Christoph eine gute Frage zu den Reichweiten von Akkus im Kommentarfeld des letzten Beitrags. Obwohl ich schon darauf antwortete, möchte ich dieses Thema hier noch mal kurz aufgreifen, da es viele von uns immer wieder betrifft.
(...) Es soll auf jeden Fall eins mit E-Antrieb werden. Jetzt benutzen die drei Hersteller Hase, HP und ICE drei unterschiedliche Systeme und alle drei geben auch unterschiedliche Reichweiten an. Das Steps System von Hase und von HP wird bei Hase mit einer Reichweite von 50 km und bei HP mit bis zu 125 km angegeben. Was stimmt nun? Das GoSwiss System von HP wird mit bis 130 km angegeben und das Neodrive System von ICE wird mit bis zu 150 km angegeben. (...)
Die Hersteller von Motoren für Fahrräder verfahren ähnlich wie wir das von der Automobilbranche kennen: Die Werte werden in geschlossenen Räumen ermittelt und Bedingungen vorausgesetzt, die man in der Realität draußen so kaum je erfüllt.
Wer gerne eine höhere Unterstützungsstufe nutzt oder sogar muss, wegen der körperlichen Konstitution etwa, kommt auch in der Ebene kaum sechzig Kilometer weit.
Wenn dann noch Faktoren wie Gewicht durch Zuladung oder Körperfülle und Steigungen dazu kommen, enden die Freuden des eingebauten Rückenwindes auch mal bei fünfzig Kilometer.
Was viele Pedelec-Neulinge auch nicht bedenken, weil es oft vorher nicht gesagt wird: Bei kühleren Temperaturen verliert der Akku zusätzlich Strom und entleert sich schneller. Im Herbst/Winter und Teile des Frühlings verringert sich die Reichweite also noch weiter.
Dazu hatte ich mal dieses Video gedreht. Auch wenn es furchtbar belichtet ist, ist der Inhalt noch nicht veraltet.
Was mich sonst gerade beschäftigt
Es gibt Inhalte in meinem Briefkasten, über die ich mich so freue, dass ich es kaum erwarten kann mit dem Lesen zu beginnen.
Das ist jeden Donnerstag so, wenn meine abonnierte Wochenzeitung kommt, jeden zweiten Monat, wenn ein politisches Magazin verheißungsvoll winkt und - tja, ich oute mich jetzt mal, immer dann, wenn mich das Logo des ADFC anlacht.
Auf Liegerdtreffen wird mitunter viel über den ADFC und über die Beiträge geschimpft. (Ich sage deswegen schon manchmal gar nicht mehr, dass ich Mitglied bin und das toll finde, aber nun ist es ja öffentlich. Und ja, ich mache mich auch immer wieder mal darüber lustig, wenn ich einer vom ADFC geführten Gruppe begegne in ihren leuchtenden Signaljacken und den wackligen Teilnehmern, die das Pedelecfahren noch nicht gewöhnt sind ... und ja, ich schwänze regelmäßig die Treffen des lokalen Verbandes und ignoriere deren Einladungen, weil ich nicht ganz frei bin von Vorurteilen und immer lachend die Augen verdrehe, wenn einer vom lokalen ADFC in einen Vortrag stapft, um mit seiner grellen Signaljacke, auf der fett ADFC steht und mit dem Helm auf dem Kopf - wer weiß, wie unglücklich man stürzen könnte in so einem Vortragsraum - die "nicht richtigen Radfahrer" zu beschimpfen, weil sie immer noch auch Auto fahren. Und wegen dieser Einzelerscheinungen gehe ich nicht zu diesen Treffen, weil ich mein Vorurteil noch weiter pflege, dass die dort alle so sind.)
Radweg-Konzepte in US Metropole als Bespiel für Deutschland
Jedenfalls freue ich mich immer auf das Heft "Radwelt", das mit der Mitgliedschaft automatisch kommt. Ich sehe meine Mitgliedschaft also als Abo für das Heft.
So war in der letzten Ausgabe z.B. ein toller Bericht über das Konzept der Fahrradwege in Chicago, weil diese große Metropole ihr Netz noch weiter ausbauen wird, da immer mehr Leute mit dem Rad fahren - dank des attraktiven Angebotes und der Sicherheit, die diese Radwege bieten. Dass nun sogar deutsche Politiker dorthin reisen, um sich beraten zu lassen, hätte ich nicht für möglich gehalten. Galten die USA doch stets als Entwicklungsland in Sachen Radweg-Infratruktur. Nun, manche Großstädte haben uns längst überholt. In diesem Video könnt ihr sehen, wie in Chicago erfolgreich für mehr Sicherheit und Komfort für RadfahrerInnen gesorgt wird. Diese Pläne sind in den vier Jahren seit das Video entstand, schon längst umgesetzt.
Ich lege mir also meine Lektüre für das Wochenende bereit, weil ich mich im Winter dann am meisten Zeit nehme und ein schönes Ritual daraus mache.
So las ich gestern in der aktuellen Ausgabe der "Radwelt" nicht die aufregendsten Neuigkeiten. Auch der ADFC leidet im Winter manchmal an der Themenflaute für RadlerInnen, aber dennoch las ich bestimmt eine Stunde gebannt das Heft. Denn es kommt als Doppelausgabe daher. Dreht man es spiegelverkehrt um, ist es auch eine Ausgabe Deutschland per Rad entdecken mit ausführlichen Beschreibungen von Fahrradrouten. Ob Tagesetappe oder viele hundert Kilometer für eine Radreise, es ist alles dabei.
Und das macht echt Spaß. Es steigert die Vorfreude auf die warme Saison und darauf, ENDLICH mein Trike wieder fahren zu können. Und es sind gleich drei Seiten im Heft, die meine Region hier beschreiben. Das Hermannsdenkmal ist sogar zu Fuß von mir nur einen Katzensprung entfernt und die Externsteine habt ihr auf vielen meiner Bilder und Videos schon gesehen.
Ich habe mich nie so richtig getraut, die Römerroute auch nur teilweise zu fahren, weil ich dachte, dass mein Motor das nicht wirklich packt. Das Heft hat mir erneut Lust darauf gemacht und mit dem GoSwiss Drive werden einige Steigungen besser zu bewältigen sein, denn natürlich wird Emilia mich in ihrem Anhänger begleiten.
Lust auf Radreisen
Wer dieses Jahr gerne eine Radreise unternehmen möchte und Inspiration sucht, ist mit diesem Heft gut beraten. Ich war hoch erfreut.
Aktuell liegt mir wieder eine Einladung zum lokalen ADFC vor. Ich habe den Brief noch nicht entsorgt. Kennt ihr das Phänomen auch? Es kommt ein Brief, du weißt ganz genau, dass du dort nicht hingehen wirst. Aber bevor das Datum des Ereignisses noch nicht abgelaufen ist, wirfst du den Brief nicht weg, denn es könnte ja sein, dass es doch noch relevant sein könnte, eben weil das Thema doch eigentlich interessant ist.
Damit du das Datum nicht aus den Augen verlierst, legst du das aufgefaltete Blatt auf den Tisch oder noch schlimmer, auf die Arbeitsfläche in der Küche, neben die anderen DinA 4 Seiten mit ähnlichen Inhalten, so dass der freie Platz zunehmend schwindet.
Irgendwann faltest du den Brief dann trotzdem wegen besagtem Platzmangel zusammen und so verlierst du DENNOCH das Datum aus den Auge. Und dann kommt der Tag, da du genervt diese gestapelten Zettel durchgehst, um sie auszusortieren, weil nämlich mindestens achtzig Prozent von diesen Veranstaltungen bereits vor neun Monaten stattfanden. Schlimmer sind ja nur noch diese Veranstaltungsflyer, die gleich daneben liegen.
Falls ich nun wider Erwarten doch noch zu diesem Treffen gehe, werde ich natürlich davon berichten. Alleine schon, um meine Vorurteile zu widerlegen oder vielleicht doch zu bestätigen? 🙂
Aber auf alle Fälle ist das Abo für das Heft sehr gut investiert, denn der ADFC setzt sich nachweislich unermüdlich für uns RadlerInnen ein und macht wichtige Lobbyarbeit, von der wir alle profitieren. Ob auf dem aufrechten Fahrrad, auf dem Lastenrad oder auf drei Rädern. In deren Planung haben sogar wir Triker Platz gefunden. So sagt der ADFC-Bundesvorsitzende:
Wer die Menschen massenhaft zum Umstieg vom Auto aufs Rad motivieren will, muss ihnen eine Premium-Radinfrastruktur anbieten.
Bundesvorsitzender des ADFC
Weiter im Beitrag:
"Die Flächen für Radfahrer müssen breit genug sein, damit sie nebeneinander fahren und überholen können. Gleichzeitig sollen sie auch mehrspurigen Fahrrädern, Transport- und Lastenrädern sowie Rädern mit Anhänger genug Platz bieten." (...)
ADFC Radwelt, Ausgabe Februar/März 1/17
Wir sind nicht mehr nur eine kleine Nische, sondern im Bewusstsein der Radöffentlichkeit angekommen!
In diesem Sinne verabschiede ich mich mit dieser erfreulichen Erkenntnis für heute und wünsche dir einen tollen Sonntagabend.
Eure
