Ihr Lieben,
bei mir ist vieles in Bewegung, nicht nur das Liegetrike.
Aber für diesen Blog eigentlich irrelevant und eher langweil, deswegen erspare ich euch die Details.
Ich bin diese ganze Regen- und Kälteperiode über tapfer gefahren und habe meine beiden Windhunde stets dabei gehabt. Natürlich im Pullover und unter den kopfschüttelnden Blicken mancher Passanten, die glauben, ich wäre so eine Tussi, die ihre Hunde gerne in Mode verpackt.
Große OP
Was mich seit zwei Monaten sehr in Anspruch nimmt ist Lunas Gesundheitszustand.
Ich wusste, dass sie ein Handicap hat, das ich operieren lassen muss. Das Ausmaß hat dann aber selbst die Chirurgin überrascht. Das Knie hat eine gravierende Missbildung und der Eingriff dauerte lange. Die Nachsorge hat viel Zeit in Anspruch genommen, ich fahre seit Wochen zweimal pro Woche 45 Minuten zur Therapie - ein Weg. Plus gezieltes Training zuhause.
Luna völlig erschöpft nach der OP
Aber all die Bemühungen tragen Früchte. Seit vorletzter Woche kann Luna wieder richtig sprinten und ihre Lebensfreude windhungerecht ausdrücken.
Letztes Wochenende lief sie fast drei Kilometer am Fahrrad (mit Unterbrechungen) und man sieht ihr nicht mehr an, was hinter ihr liegt.
Alva ist nun über ein Jahr alt und läuft auch am Trike. Die beiden hören schon ziemlich gut, wenn ich ihnen Kommandos zurufe und sind langsam ein eingespieltes Team, zusammen mit mir. Das macht richtig Freude.
Die nächsten drei Wochen genießen wir diesen unbeschwerten Zustand, dann geht alles von vorne los:
Das andere Knie muss ebenfalls operiert werden.
Zwischendurch hatte ich einen Ausflug gefilmt, aber da Luna zu dem Zeitpunkt noch manchmal auf drei Beinchen läuft, habe ich von der Veröffentlichung auf YouTube abgesehen, sonst bekomme ich womöglich eine Schwemme unschöner Kommentare. Ich staune immer wieder, was man in (Wind-)Hundeforen so alles zu lesen bekommt. ( Dort tummle ich mich auch erst seit ich Windhunde habe, das war mit einem Terrier irgendwie alles unkomplizierter ... )
Endlich Sonne, aber kein Trike
Ja, und pünktlich zum tollen Wetter habe ich dann mein Trike ruiniert, so dass es jetzt in der Werkstatt steht, weil natürlich gerade jeder und jede das Fahrrad für den Sommer herrichten lassen möchte.
Ich versuche euch mal daran teilhaben zu lassen, wie das passieren konnte:
"So, bevor ich heute losfahre, pumpe ich die Reifen auf.
Ist aber ganz schön eng hier mit dem Ventil ... der Motor lässt kaum Platz. Ich drücke einfach ein bisschen, dann geht es schon."
Nach zwei Kilomtern Fahrt.
"Das fühlt sich aber komisch an, das Schaltauge hängt so tief. Warum denn das auf einmal?"
Tja, wenn der Reifen nahezu platt ist, weil man beim Drücken am Ventil selbiges ordentlich verbogen hat, hängt natürlich das Schaltauge etwas tiefer als gewohnt ...
Und da ich dieses Kunststück ausgerechnet am Hinterrad vollbringen musste, das dann wieder richtig ausgerichtet werden muss, konnte ich auch nicht in die Stadt in eine beliebige Werkstatt, sondern musste in die Fachwerkstatt nach Bielefeld fahren.
Dort traf ich einen Leser (Grüße an dieser Stelle), der sich gerade ein neues Liegerad bestellen wollte.
Und einen etwa elfjährigen Jungen, der mit derart verdreckten Hosen auf einem verbeulten Fahrrad daher kam, dass ich nicht recht wusste, ob ich ihn für seine lockeren Eltern bewundern oder bemitleiden sollte.
Er sprach mich prompt auf das Trike an, wollte alles über den Motor wissen und war recht vorwitzig.
"Was ist denn mit deinem Rad passiert? Der Lenker ist ja ganz verbogen."
"Mein Kumpel ist ungebremst in mich reingedonnert."
Er zeigt mir seine Verletzungen an Beinen und Armen.
"Da wart ihr aber ganz schön schnell unterwegs."
"Ja, wir mussten weg. Mein Freund hatte Scheiße gebaut."
"Seid ihr abgehauen?"
"Ja, vor der Polizei. Wir sind durchs Fenster gesprungen - die wollten ihn mitnehmen - und auf den Rädern abgehauen. Die Polizei ist uns hinterher. Dabei ist der Unfall passiert. Aber mein Kumpel konnte entkommen."
Der Blick für das gewisse Etwas bleibt
Jetzt bin ich ja die LiegeradFrau und im Internet präsent, da kann ich natürlich nicht meinem Impuls nachgeben und laut loslachen. Dem Mann neben mir ist der Mund offen stehengeblieben. Ich versuche also seriös zu wirken.
"Nächstes Mal bleibst du stehen. Die Polizei kriegt euch sowieso immer."
"Meinst du?"
"Ja, die sind doch dafür ausgebildet und echte Profis im Einfangen."
"Ok. Versprochen. Später haben die nämlich meinen Freund doch gekriegt."
"Ihr wohnt im Heim, oder?"
"Ja. Und ich darf mein Rad hierher bringen, die machen mir so kleine Sachen einfach so."
Ein Kunde hatte die Unterhaltung belauscht. Woher ich wissen konnte, wie der Junge lebt?
Ich zucke mit den Achseln. Ich bin dafür eben auch ausgebildet und immer noch Profi im Erkennen.
Deswegen hätte ich gerne laut gelacht. Ich habe schon immer Menschen geliebt, die so herrlich unangepasst sind und dem System ein Schnippchen schlagen wollen.
Ach ja: der Kumpel hatte nichts verbrochen. Er sollte in die Psychiatrie gebracht werden. Und wollte dem entgehen.
Der Werstattbetreiber hatte ja schon ein bisschen Mitleid mit mir.
Er versprach, meinem Trike Priorität einzuräumen, damit ich nicht so lange ohne auskommen muss.
Da will frau einmal selbst was machen und dann bei so etwas Harmlosem wie Reifen aufpumpen ... aber keinesfalls werde ich diesen Gedanken zu Ende führen!
Habt einen schönen Start in die sonnige Saison,
eure Maria Jeanne 🙂