Eine Spezial-Tasche, um Anzüge und Blusen auf dem Rad knitterfrei mitzunehmen, wie zufrieden ich damit bin, über ihre Alltagstauglichkeit und warum sie "Kleidersack für das Fahrrad" heißt.
Alles gepackt für die Arbeit
Es ist wieder passiert. Eigentlich wollte ich einen Beitrag zu "Pendeln mit dem Fahrrad" schreiben. So hatte ich es euch im Bericht über die Kühlbox von Ortlieb versprochen.
Der Beitrag wird eher ein kleines Buch werden, fürchte ich. Es gibt ja so viel dazu zu schreiben! Und weil ich mir wirklich von Herzen wünsche, dass manch einer von euch so richtig Lust bekommt es mal zu wagen, das Auto oder die Öffis zu ignorieren, um stattdessen das Fahrrad oder Trike zu nehmen, bin ich ganz besonders engagiert.
Jetzt kommt mein zweites "Eigentlich". Denn eigentlich wollte ich beim Pendel-Beitrag meinen Kleidersack präsentieren, von dem ich euch schon erzählt habe. Aber ich bin erst bei der Hälfte meines Artikels angekommen und habe bereits jetzt schon über zweitausend Wörter! Ich kann ihn wirklich nur mit ein, zwei Sätzen erwähnen, sonst müsste ich euch den Beitrag als Hörfassung geben, weil niemand Lust hat so lange zu lesen 🙂 .
Also dachte ich: "Hey, widme doch dem Kleidersack einen eigenen Beitrag."
Gesagt - getan. Dieses außergewöhnliche Produkt aus den USA verdient nämlich durchaus ein bisschen mehr Aufmerksamkeit.
Kleidersack fürs Fahrrad
Ich nehme es gleich vorweg: Ich mag diese spezielle Tasche fürs Rad!
Ich nutze den Kleidersack nun schon einige Monate. Er kommt aus den USA und dort habe ich ihn auch online bestellt. Der Two Wheel Gear Garment Pannier ist eine gute Lösung für alle, die repräsentative Kleidung bei der Arbeit oder in einem Amt tragen. Ich denke da auch an Leute, die in der (lokalen) Politik engagiert sind. Bei manchen Veranstaltungen ist eben Hemd oder Bluse angesagt. Mindestens. Aber auch alle, die nicht im Sport-Look daher kommen und ihre Bekleidung gerne knitterfrei auf dem Fahrrad mitnehmen wollen, kommen damit auf ihre Kosten.
Kleidersack - was für eine Bezeichnung!
Ich gebe zu: Sehr elegant hört sich das Wort Kleidersack nicht an. Die Alternative wäre Kleidertasche.
Beide Begriffe führen in der Suchmaschine zu den gleichen Herstellern und Bildern. Ich habe bewusst die Kleidertasche außen vor gelassen, damit wir eine klare Abgrenzung zur Fahrradtasche haben.
Im Englischen gibt es den schönen Begriff Garment Pannier, den ich wiederum nicht nehmen möchte, weil es mich nervt, dass immer häufiger Anglizismen* in deutschen Texten gebraucht werden. Manchmal sind Fachbegriffe englisch geprägt und geläufig, aber wenn es geht, halte ich mich an deutsche Begriffe. Das kommt davon! So habe ich nun dieses hässliche Wort Kleidersack in meinem Beitrag 🙂 .
*Anglizismus: Wort, Ausdruck oder Bedeutung aus dem Englischen, die ein gleichmeinendes deutsches Wort oder Bedeutung ersetzen soll und in den allgemeinen Sprachgebrauch akzeptierend einfließen.
Wie praktisch ist der Kleidersack fürs Fahrrad im Alltag?
Er passt perfekt auf das Liegedreirad. Da es verschiedene Trikes mit unterschiedlichen Gepäckträgern gibt, muss ich spezifisch sein. Ich spreche vom Gepäckträger, den mein Trike hat.
Gepäckträger am Scorpion fs mit kleinem Hinterrad
Dieser Kleidersack fürs Fahrrad besitzt Haken, die sich mit einem Handgriff am Gepäckträger festkrallen. Ich hatte anfangs große Schwierigkeiten, den Kleidersack anzubringen und kniete auf dem Boden, um an der Innenseite entlang sehen zu können, ob und wie fest die Haken sich um das Gestänge schmiegten.
"Das dauert zu lange und ist derart umständlich, dass es eine Zumutung ist", dachte ich und bedauerte, ein Produkt erworben zu haben, dass ich letztlich nicht nutzen würde.
Die Lösung kam durch einen Zufall. Ich war richtig sauer, weil ich schon minutenlang herumfummelte, so dass ich die Tasche mit einer schwungvollen Bewegung auf den Gepäckträger warf (so, als würde ich ein Pferd satteln), woraufhin sich die Haken ganz einfach einklickten und der Kleidersack fest saß.
Ich hatte nach alter Gewohnheit die Haken an der unteren der beiden Querstreben befestigt, dort, wo ich auch die Fahrradtaschen von Ortlieb anbringe.
Dieser Kleidersack indes umfasst lieber die dickeren Stangen ganz oben auf dem Gepäckträger.
Daraus ergibt sich ein Vorteil. Zwischen dem Teil der Tasche, der über die Auflage des Gepäckträgers geht und dem Gepäckträger selbst entsteht ein Zwischenraum, die Tasche steht also nach oben ab. Dadurch bekomme ich die Fahne noch in die Halterung. Es passt alles ganz genau auf den Millimeter.
Und wer ein Sakko oder Kleid im Kleidersack hat, bekommt so keinen scharfen Knick in die Kleidung.
Kleidersack und Fahne - beides hat Platz am Gepäckträger
Ich finde es auch sehr praktisch, dass ich diesen Kleidersack fürs Fahrrad am Griff, der mittig auf dem Gepäckträger obenauf sitzt, einmal ruckartig anheben kann und ihn dann in einer Hand halte. Ein Tragegurt erlaubt es mir, die Tasche so wie sie ist, quer über meine Schulter zu hängen. So habe ich beide Hände frei und das Gewicht ist gleichmäßig auf meinem Körper verteilt.
Bei den herkömmlichen Fahrradtaschen trage ich immer das volle Gewicht wie einen Eimer mit einer Hand.
Unter diesem Griff befindet sich auch noch ein längliches Fach, das das Fahrradschloss aufnehmen kann.
Ich kann den Kleidersack auch genauso auf dem Boden abstellen. Er steht dann mit beiden Enden stabil auf der Erde und muss nicht in voller Länge hingelegt werden. So, wie er auf dem Gepäckträger liegt, steht er auf dem Boden.
Im Umgang ist er also sehr praktisch und schnell auf dem Gepäckträger und auch wieder fix abgenommen.
Material, Verarbeitung und Ausstattung
Ich habe die einfachere Variante genommen, weil auch die schon merklich Geld kostet. Mit 189,- US-Dollar (zur Zeit etwa 162,- Euro) ist diese Tasche eine echte Investition. Auf der Internetseite des Herstellers findet ihr die anderen Variationen mit Preis.
Mein Kleidersack besteht aus Polyester, das dick ist. Die Reißverschlüsse werden gut überdeckt, aber es kann dort trotzdem Wasser eindringen. Das Material ist insgesamt wasserabweisend, jedoch bei starkem Regen nicht dicht. Dafür gibt es einen Überzug, der bei mir auch schon im Einsatz war. Er hat alles zuverlässig trocken gehalten und die grelle Farbe gibt das subjektive Gefühl erhöhter Sicherheit.
Alles ist sehr sauber verarbeitet und vernäht, es gibt keine Fransen oder schwierige Ecken für den Reißverschluss. Der lässt sich ganz einfach um jede Kurve bewegen.
Innen gibt es mehrere Fächer und gut überlegte Aufteilungen. Die große Fläche ist der Bekleidung vorbehalten, welche sich mit Gurten festzurren lässt und sogar einen Kleiderbügel kann man an einer Stelle einhaken. Im folgenden Video des Herstellers kannst du dir die von mir beschriebenen Details anschauen.
Auch wenn der Kleidersack flach ist: Ich bekomme alles, was ich sonst in meiner Fahrradtasche unterbringe, verstaut. Die außen angebrachten Fächer erlauben es mir, Regenbekleidung, Handschuhe oder anderes schnell zugänglich bereitzuhalten, ohne den Kleidersack vom Gepäckträger nehmen zu müssen. Die sonst übliche Kramerei fällt hier übrigens weg.
Innen nimmt ein Teil meine DinA 4 großen Unterlagen auf und auch Speisen und Getränke finden ihren Platz.
Hält der Kleidersack fürs Fahrrad, was er verspricht?
Auf jeden Fall! Ich bin sehr überzeugt von dieser Tasche und glaube, dass sie gerade für Pendler mit dem Fahrrad eine tolle Möglichkeit ist, alles leichter zu organisieren.
Es spricht natürlich nichts dagegen, alles in herkömmlichen Packtaschen unterzubringen, aber mit dem Kleidersack ist doch alles ordentlicher und besser organisiert.
Die Versprechungen der Werbefilme vom Herstellers decken sich mit meiner Erfahrung. Ich finde, dass eine echte Lücke mit diesem Produkt geschlossen wird. Sehr gerne hätte ich so etwas schon früher gehabt.
Auch optisch punktet der Kleidersack aus Amerika bei mir. Sowohl am Fahrrad als auch umgehängt macht er was her. Man kann ihn auch auf Reisen im Flugzeug, in der Bahn oder im Auto nutzen. Er sieht nicht nach "Fahrrad-Produkt" aus. Ich habe ihn schon unabhängig vom Liege-Trike benutzt und bin zufrieden, dass er regelmäßig zum Einsatz kommt und sich damit die Investition für mich rechtfertigt.
Nachteile
Dazu fällt mir nicht wirklich viel ein. Ein Nachteil ist vielleicht, dass man viel Platz braucht, um an die Dinge zu kommen, die sich im Innern der Tasche befinden. Dazu muss man den Kleidersack nämlich ausgebreitet hinlegen und ihn aufklappen.
Oder man hängt ihn auf, wie ich es zum Umziehen mache. Wenn man dann aber die im Großraum befindlichen Dinge nicht alle unter dem Gurt versammelt hat, fallen sie durch die Schwerkraft nach unten.
Für meinen Geschmack hätte das ganze Material ruhig wasserdicht sein können. Einen Bezug darüber zu spannen wenn es regnet, finde ich nicht so attraktiv.
Fazit
Der Kleidersack fürs Fahrrad ist bei mir regelmäßig in Gebrauch. Ich finde ihn sehr praktisch und einfach im Umgang. Mir gefallen die vielen verschiedenen Fächer und die Aufteilung im Inneren.
Handtuch, Waschzeug, frische Kleidung - alles hat seinen Platz und ist leicht zugänglich.
Im Waschraum hänge ich das Teil an die Türklinke und bleibe dem Boden fern. Ich kann wieder Kleider, Röcke und Blusen tragen, wenn ich das möchte.
Ich musste ziemlich lange auf das Paket aus Amerika warten. Der deutsche Zoll wollte es nicht freigeben.
??? Ja, warum nur nicht ????? 😀
Immer wenn ich ganze Tage unterrichte, nutze ich den Kleidersack. Für ein oder zwei Stunden nehme ich nach wie vor meist die Packtasche von Ortlieb, weil ich mich nicht so aufwendig umziehen muss und beispielsweise im Winter meine Softshell-Hose anbehalten kann, die optisch nicht nach "Fahrradklamotten" aussieht. Im Sommer trage ich oft eine ganz normale Leinenhose zum Radeln, die ich ebenfalls anbehalten kann. Da bleibt nur den Oberkörper zu versorgen. Oberteile und eine kleine Waschtasche haben auch in der Fahrradtasche Platz.
Wie ich mich organisiere, frisch mache usw. erzähle ich euch dann in meinem "Fahrrad-Pendler-Manifest" 🙂