In der Matsche versunken

Jetzt mal ehrlich - in den letzten Wochen war das Radeln manchmal eine echte Mutprobe. So oft hintereinander komme ich sonst nie in strömenden Regen. Wenn ich zum Unterricht radelte, kam ich manchmal mit total verschmierter Mascara an und hatte dunkle Ringe um die Augen. Total attraktiv!

(Ich benutze keine wasserfeste Mascara, aber zum Glück kann ich mich mithilfe von Wasser und Handtuch zurechtmachen bevor die ersten Schüler auftauchen. Darüber habe ich hier geschrieben.)

Meine Winterbekleidung allerdings hat sich bewährt. Ich musste mir nichts Neues anschaffen. Die Skihose kam häufiger zum Einsatz als in den Jahren davor, obwohl ich mir einbilde, diesen Winter das Auto mehr zu nutzen. Leider.

Auch der Anhänger ist dieser Tage ziemlich verschmiert - Putzen lohnt sich vor dem Frühling nicht mehr 

Nicht nur das Wetter ...

Ich versuche trotzdem dem inneren Schweinehund so oft wie möglich zu überwinden.

Neulich fuhr ich an einem Samstag mit dem Auto in die Stadt, um einzukaufen. Okay, ich war schick zurecht gemacht, was mir gefiel, aber alleine die Parkplatzsuche! Das war wirklich ätzend. 

Und ich weiß wirklich nicht was schlimmer ist: bei schlechtem Wetter zu radeln oder bei schlechtem Wetter meine Einkäufe vom Wochenmarkt zum weit entfernt geparkten Auto zu schleppen. Da kann ich auch gleich radeln, dachte ich mir. Wenigstens die Schlepperei bleibt mir erspart, da ich das Trike nah am Stand abstellen kann.

Die Hunde haben auch mehr Spaß, wenn ich das Trike bemühe. Obwohl sie ganz rassetypisch bei Regen eher bibbernd im Türrahmen stehenbleiben, gehen sie freudig um mich tänzelnd bei miesestem Wetter hinaus und beschweren sich erstmal, wenn sie die ersten paar hundert Meter im Anhänger sitzen müssen.

Es macht ihnen so viel Freude am Trike zu laufen, dass ihnen die Witterung nichts auszumachen  scheint. Denn merke: Windhund kommt nicht von „Wind“. Luna hasst Wind wie die Pest und versucht vor ihm davonzulaufen.

Es sind also tatsächlich die Hunde, die mich im Zweifelsfall radeln lassen, damit sie ihren Spaß und Auslauf haben. 

Am vergangenen Wochenende war ja Sturmwarnung ab Sonntag. Also dachte ich, dass ich am Samstag eine ausgedehnte Tour durch den Wald unternehme, um auf dem Markt einzukaufen. Radeln auf Vorrat sozusagen, denn das Sturmtief soll einige Tage bleiben. Da zehn Grad vorausgesagt worden waren, zog ich die Skihose nicht an. Zu warm angezogen finde ich fast so unangenehm wie frieren.

In Detmold angekommen, zog sich der Himmel etwas zu, und ich fror am Stand erbärmlich. Nach zwei weiteren Stops beim Einzelhandel (fast direkt vor dem Laden parken, was für ein Genuss) mochte ich nicht weiter vom Trike herunter, um in Geschäfte zu gehen, weil mir lausiger kalt war. Zuhause angekommen, zeigte das Thermometer ganze drei Grad an. Kein Wunder war mir bei dem starken Wind so kalt gewesen.

Überhaupt der Wetterbericht. In den letzten vier Wochen richteten sich meine Aktivitäten nach der Wetter-App. Morgens oder nachmittags radeln und einkaufen? Erst mal auf die App schauen. Jetzt oder nach dem Mittagessen mit den Hunden radeln? Mal sehen, was die App sagt, denn das Wetter kann sich schnell ändern.

Das kenne ich sonst gar nicht von mir. Andererseits hilft es, wenigstens dreimal in der Woche zu radeln, wenn ich auf diese Weise plane.

... auch das Drumherum


Neulich fragte mich jemand, was ich als größtes Hindernis empfinde, wenn ich in dieserJahreszeit radle. Ganz ehrlich? Die Vorbereitungen!

Bis ich aus dem Haus bin und losradeln kann, bedarf es einiger Vorbereitung. 
An manchen Tagen habe ich nur wenig Lust auf den Aufwand und natürlich liegt es auch daran, dass ich Hunde habe. Aber auch ohne Vierbeiner geht es nicht so flott wie im Sommer.


Die Kleider, die ich anziehe, muss ich erst mal alle zusammenstellen und anziehen. Skihose, Jacke, Mütze und Handschuhe sind an einem Ort haustürnah, alles andere im Kleiderschrank, der woanders steht. Ich kann jedem nur raten, im Schrank eine Abteilung nur für die Radklamotten vorzuhalten, sonst dauert alles noch länger, wenn nicht alles an einem Ort ist. Auf dem Bild sieht man, was ich alles brauche. Ich habe mir angewöhnt, alles auf einen Haufen zu werfen, bevor ich es anziehe oder weiter verteile. Das geht am schnellsten.


Die Radtaschen sind so präpariert, dass alles Wichtige schon darin ist, wenn ich sie aus ihrer Ecke hervorhole. Z. B. Portemonnaie und kleine Beutel, die die Plastiktüten zum Einpacken von Gemüse überflüssig machen.


Wenn ich arbeiten gehe, kommt noch ein heißes Getränk, Kleidung und anderes dazu. Gehe ich einkaufen oder auf Tour, ersetzen die Decken, Geschirre und Wärmflaschen diesen Aufwand. 

Zum Glück habe ich mir abgewöhnt, darüber nachzudenken, dass nach der Rückkehr das Ganze dann rückwärts auf mich wartet. Aber da geht komischerweise immer alles schneller. 

Trotzdem:

Es ist der ganze Aufwand wert. Ich würde sonst nie so regelmäßig draußen aktiv sein, und das bekannte Lachen von einem Ohr zum anderen, wenn man auf dem Trike sitzt, stellt sich auch bei kaltem Fahrtwind ein. Spazierengehen ist nicht das gleiche, auch nicht für die Hunde. Es tut dem Körper gut gefordert zu werden. Und danach fühlt man sich einfach großartig.

Was mich sonst so umtreibt 

Rucksack statt Tasche

Ich finde es seit einiger Zeit zunehmend lästig, meine Ortliebtasche die Treppen hochzuschleppen, wenn ich unterrichte. Einen Umhängegurt mag ich dafür nicht nutzen.

Also schaue ich gerade nach einem Rucksack, den ich an den Gepäckträger klicken kann, damit ich ihn beim Treppensteigen schultern kann. Nutzt jemand von euch zufälligerweise auch einen? Wenn ja, wie zufrieden bist du und worauf sollte ich bei der Wahl achten?

Ich habe erst zwei Modelle gefunden, die mich auf Anhieb nicht abstießen.

Becher statt Kanne

Wisst ihr noch, wie ich beim Beschreiben der neuen Modelle 2020 von HP Velotechnik die Halterung für Trinkbecher vorstellte? Mit einem Schmunzeln meinte ich , dass ich ja sehen würde, ob ich das dringende Bedürfnis verspüren würde, einen Becher griffbereit zu haben.

Naja, was soll ich sagen ... so ganz abgeneigt bin ich nicht. Auf jeden Fall habe ich jetzt so einen Thermobecher aus Edelstahl, worin ich mein warmes Getränk mitnehme, weil es eine Wohltat ist, wenn ich etwas ausgekühlt im Unterrichtsraum sitze. Es hat etwas Tröstendes, nach dem Ritt durch Kälte und Dunkelheit, das Heißgetränk in den Magen fließen zu lassen. Wie eine kleine Sonne breitet sich von dort wohlige Wärme aus, und ich bin schlagartig gut gelaunt und merke, dass das alles doch ganz schön viel Spaß macht.

Neulich ertappte ich mich bei dem Gedanken, dass so ein Schlückchen unterwegs etwas Schönes sein könnte ... ich weiß schon wie sich das anhört! Ich schwöre: alles alkoholfrei!

Kontakt zum Podbike


Ansonsten hatte ich erste zarte Anbandelungsversuche mit dem Entwickler des Podbikes.
Ist irgendwie nicht so einfach, es wird noch einige Zeit des gegenseitigen Beschnupperns brauchen. Ob es wohl hülfe zu erwähnen, dass ich mit einem Landsmann liiert bin? Egal, ich bleibe am Ball, das Projekt interessiert mich sehr.

Faltrad

Ich träume immer noch von einem Twike (vom 5er Modell, dass noch gar nicht produziert wird) und überlege außerdem, mir ein Faltrad zu kaufen. Wenn ich große Städte besuche, möchte ich nicht mehr das Auto bemühen und zu Fuß sind mache Distanzen einfach zu weit. Wenn ich mit dem Rad fahren kann, sehe ich auch mehr von der Stadt.

Als ich zuletzt in Hannover war um eine Freundin zu besuchen, war das nicht so vergnüglich wie es hätte sein können. Wir wollten uns eine Ausstellung im Museum ansehen, wo wir ohnehin schon viel umherliefen und mussten dazu vorher und danach auch noch quer durch die Stadt gehen.

Ein Faltrad kann ich in der Bahn ohne weiteres mitnehmen und muss es nicht unbedingt draußen irgendwo stehen lassen.

Ich habe schon Favoriten ausgespäht, bin aber noch im Prozess des Überlegens. Da es wegen meines steilen Heimberges ein Pedelec werden soll, bedeutet es eine nicht unerhebliche Anschaffung.

Ich habe ein bisschen gespart ... eigentlich für ein zukünftiges Twike (noch in sehr weiter Zukunft) ... oder vielleicht für ein neues Trike (noch in weiter Zukunft), falls es irgendwann einmal einen Motor geben sollte, der mich umhaut und sonstige Ausstattungen, bei denen ich nicht widerstehen kann ... aber nun ...  dann muss ich halt wieder von vorne anfangen zu sparen.

Leave a Reply 7 comments

Jürgen Gradenegger - 10. Februar 2020 Reply

Hallo Maria,

ja das Problem mit der Ankleideprozedur kenne ich sehr gut. Ich fahre ja zwei mal in der Woche beruflich 66 Km über Land. Da bleibt es nicht aus, dass man auch bei den widrigsten Bedingungen fährt. Auch der Blick auf die Wetter App ist für mich schon obligatorisch geworden. Genauso wie die Erleichterung, wenn da kein Schnee oder Glatteis angekündigt wird. Das sind für mich die einzigen Gründe nicht zu radeln. In diesen Fällen fahre ich dann mit der Bahn. Das nicht ganz so viel Spaß wie radeln. Hauptsächlich ob der laxen Haltung zur Definition des Wortes Pünktlichkeit der DB.

Gegen die Kälte helfen mir lange Unterhosen und warme Gamaschen von Vaude. Die haben ein dickeres Fleece innen und helfen bei Minusgraden genauso wie ein Schlauchschal. So geht es gerade bei kaltem aber sonnigem Wetter sehr gut. Wobei ich inzwischen meine Wachsjacke gegen eine gute Regenjacke von Vaude und eine Regenhose ausgetauscht habe. Das ist auf längeren Fahrten dann doch trockener. Was dein Wunsch nach einem Faltrad für Reisen angeht, kann ich das sehr gut nachvollziehen. Man kann halt direkt vom Ziel Bahnhof los und die Stadt entdecken. Auch von zuhause zum Bahnhof kommt man schnell und unabhängig. Mir fällt da eigentlich nur das Tern ein. Da gibt es doch so ein kompaktes Faltrad, meine ich. Ansonsten wäre das Birdy von Riese und Müller mein Favorit. Das gibt es aber nur ohne Motor.

Ach ja, neulich wurde ich gefragt ob mir das Auto nicht fehlen würde. Gerade im Winter sei das doch bestimmt hart? Lustigerweise hatte ich da kurz vorher ein Carsharing Auto gebucht gehabt, weil ich etwas Sperriges transportieren musste. An dem Tag bin ich also mit dem Auto anstatt mit dem Rad gefahren. So entgegnete ich der Frage, dass dem mit Nichten so wäre. Im Gegenteil, ich ärgerte mich an besagtem Tag mit dem Carsharing Auto darüber nicht radeln zu können, da es natürlich ausgerechnet da bestes Kaiserwetter war und ich mit dem Auto fahren musste. So kann das auch gehen.

Herzliche Grüße und möge der Frühling bald Einzug halten!

Jürgen

Maria Jeanne Dompierre - 11. Februar 2020 Reply

Hallo Jürgen,

deine Konsequenz bewundere ich sehr! Dein autofreier Lebensstil kommt auch sehr sympathisch an beim Lesen.

Ja, die Bahn … da könnte ich lustig eine ganze Beitragsserie schreiben. Ich war vor Jahren total euphorische Bahnfahrerin und nahm alle Langstrecken auf der Schiene. Mit Hund! Die Bahncard hatte ich abonniert. Es sagt schon viel, wenn jemand wie ich plötzlich meistens das Auto nutzt, und das liegt nicht am Trike, denn ich nehme es nur wenig mit.

Danke, dass du die Gamaschen erwähnst. Ich las davon schon etliche Mal, habe es aber nie für mich in Erwägung gezogen. Dabei könnten sie doch eine ganz schöne Ergänzung der Wintergarderobe sein.

Das Tern ist wirklich ein super Faltrad von hoher Qualität. Ich bin auf der SPEZI probegefahren. Ich habe (wie immer) ein paar Sonderwünsche, denn bei mir sollen ja wenn möglich auch die Vierbeiner mit dabei sein können. Ich bin gerade dabei für das Trike eine Lösung für die beiden zu finden, damit sie auch angeleint nebenher laufen können. Das ist gar nicht so einfach wegen der Fixierung am Trike.

Kennst du das Fahrradblog, das das Leben ohne Auto, dafür mit Lastenrad beschreibt?
Ich lese das sehr gerne.

Viele Grüße und Daumen hoch, du radelst wahrscheinlich noch viel mehr unter widrigen Umständen als ich.

Jürgen Gradenegger - 12. Februar 2020 Reply

Hallo Maria,

ja dann bin ich mal gespannt, was es denn für ein Faltrad werden wird. Die Gamaschen kann ich nur empfehlen. Ich habe da mehrere. Lange verwende ich wenn es geregnet hat. Dann brauche ich nicht immer die Regenhose anzuziehen. Und die gefütterten sind eben ideal wenn es kalt ist. Nichts ist unangenehmer als kalte Hände oder Füße!

Das Fahrrardblog kenne ich natürlich. Da schaue ich auch ab und an rein. Zur Konsequenz kann ich nur sagen, dass dies eben von den Rahmenbedingungen abhängt. Ich habe immer die Option übers Carsharing an ein Auto zu kommen. Jedoch versucht man das natürlich zu vermeiden, da man die Kosten direkt sieht. Und ich habe mir ja nicht ohne Grund zwei E-Bikes zugelegt und arbeite am Liegetrike um diese dann in der Garage stehen zu lassen. Die wollen gefahren werden! 🙂 Man ist selbst überrascht was alles geht, wenn man es denn versucht. Von den Kilometern her fahre ich sicher mehr, da ich eigentlich jeden Tag fahre. Und dann gibt es halt die zwei Pendeltage. Es waren allein dadurch im letzen halben Jahr 3400 km. Aber das ergibt sich halt so. Man ist, wie gesagt, überrascht was geht.

Viele Grüße

Jürgen

    Maria Jeanne Dompierre - 12. Februar 2020 Reply

    Deine Aussage gefällt mir sehr gut: Man ist überrascht was geht.
    Noch habe ich nicht entschieden, ob ich mir ein Faltrad anschaffe. Ich denke nur laut … 🙂

Jürgen Gradenegger - 13. Februar 2020 Reply

Oh das kenne ich. Bei solchen Gedankenspielen steht man schnell mit einem neuen Rad da. 🙂

Oliver Hattwig - 3. Juli 2020 Reply

Hallo Maria,

ich hatte es bis vor kurzem noch sehr nah zur Arbeit.
Seit 4 Monaten fahre ich nur täglich 13 km zur Arbeit.
Das ist bei schönem Wetter auch kein Problem. Aber bei Regen in Business Klamotten eher kontraproduktiv.
Ich überlege mir einen Dirt-suit anzuschaffen.
Dann kann man die Guten Klamotten gleich drunter tragen.
Meine Erfahrungen und Touren findest Du unter http://www.fahrradnavigation.org
Auf FB und Instagram findet Ihr mich auch als Fahrradnavigation.
Ich würde mich freuen wenn Du/Ihr mal vorbei schaut.

Viele Grüße und gute Fahrt.
Oliver

    Maria Jeanne Dompierre - 6. Juli 2020 Reply

    Hallo Oliver,

    jeder, der mit dem Fahrrad zur Arbeit pendelt, hat von mir sofort Sympathiepunkte 🙂
    Ich hoffe, einige hier haben Lust, auf deinen Social Media Kanälen mitzulesen.

    Schön, dass du so aktiv bist.

Leave a Reply: