Im falschen Film

Manche Begegnungen sind so absurd, dass ich mich frage, ob ich mich im falschen Film bewege.
Innerhalb von Minuten werde ich erst der Tierquälerei bezichtigt und gleich danach möchte jemand am liebsten mein Hund sein.
Sahra Wagenknecht ist neuerdings bei den Grünen und wer weiß was ich noch alles nicht mitbekommen habe 😀


Es ist Samstag. Ich stehe am Marktstand, der Hund langweilt sich und lässt den Kopf hängen.  Die Rute ist halb zwischen die Hinterbeine geklemmt. Die zittern ganz in Jack-Russel-Manier.  
Nicht-Jack-Russel-Kenner empfinden bei solch einem Anblick unwillkürlich Mitleid.

Eine Frau kommt vorbei, schaut den Hund an und unterbricht mein Gespräch mit dem Standverkäufer: "Wird der Hund etwa als getreten?"
Ihr böser Blick verrät, wen sie dabei verdächtigt, den Hund zu treten.

Zehn Schritte weiter am Trike. Ich nehme den Hund auf den Arm und liebkose ihn kurz, wie immer, bevor ich ihn in den Anhänger hebe. Neben mir ein Mann, der sein Pedelec aufschließt.
"Dem geht's ja super gut! Ich würde jederzeit tauschen."

Ich wähle Sahra Wagenknecht - die ist so schön!

Derselbe Mann beginnt eine Unterhaltung. Wir sprechen über die morgige Landtagswahl und wen wir wohl nicht wählen werden. Als er darüber spricht, dass doch besser die CSU in der Opposition sein solle als die AfD, merke ich etwas verzögert, dass er übergangslos zur Bundestagswahl gewechselt ist.

Ich sage, dass ich mich damit schwertue, die Grünen zu wählen, obwohl ich doch schon etwas alternativ und öko eingestellt sei.
"Ja, ich auch", meint er "Aber dieses ganze Integrative der Ausländer, das geht mir einfach zu weit. Es sind einfach zu viele und die sollen sich mal hier anpassen."
Ich antworte, dass mein Vater Ausländer war und ich einen geheiratet habe.

"Naja, aber diese Sahra Wagenknecht, die finde ich jedenfalls trotzdem gut. Wie toll die aussieht! Und so klug ist sie auch noch. Ach, die schaue ich mir immer so gerne im Fernsehen an. Vielleicht wähle ich ja doch die Grünen."

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Daniel - 19. Oktober 2017 Reply

Hallo Maria,

“Im falschen Film”

WAS Sahra Wagenknecht ist bei den Grünen?

ne ne ne das kann nicht war sei da hab ich was falsch verstanden oder?

Maria Jeanne Dompierre - 20. Oktober 2017 Reply

Da habe ich ja mal Glück gehabt! Ich dachte, ich wäre die Einzige, die das noch nicht mitbekommen hat 😀

Norbert - 20. Oktober 2017 Reply

Hallo Maria-Jeanne,

das resultiert aus den heutigen “Nachrichten-Medien” FACEBOOK, INSTAGRAM, TWITTER und Co.
Da wird doch alles “gut recherchiert” und die geschriebenen “Wahrheiten” erreichen immer ihre Gläubigen. 🙂
Schlimm wird er nur, siehe Bundestagswahl, wenn daraus Wahlentscheidungen abgeleitet werden.
Liebe Grüße
Norbert

Maria Jeanne Dompierre - 20. Oktober 2017 Reply

Ach so? Deswegen habe ich das noch nicht mitbekommen 🙂 , ich sehe zu wenig TV und Internet!
Aber dafür werde ich ja auf dem Wochenmarkt informiert.
Lachende Grüße!

Axel - 21. Oktober 2017 Reply

Besser geht wohl nur noch beim Friseur…

Ich finde, es spricht für dich bzw deine Höflichkeit, sich auf ein (politisches) Gespräch mit jemandem einzulassen, der selbiges mit einem so platten Anmachspruch forciert hat.
An der Stelle hätte ich ja schon nicht mehr allzuviel erwartet.

Sehr schön und irgendwie schon auch mutig (leider) die Replik auf die “Ausländer”! (“Flüchtlinge” hat er ja wohl nicht gesagt…)

Wir sollten den Blogeintrag noch Frau Wagenknecht zugänglich machen, die wird begeistert sein!

Grüße, Axel

Maria Jeanne Dompierre - 23. Oktober 2017 Reply

Hallo Axel,

wahrscheinlich habe ich das gar nicht als Anmache empfunden, weil der Herr etwas betagter war.
Wir schlossen gleichzeitig unsere Räder auf, die nebeneinander standen, so ergab sich das Gespräch.

Es war schon klar, welche Ausländer er meint. Mein Einwand trifft leider fast nie auf Resonanz, denn ich habe schon lange bemerkt: Ausländer scheint nicht gleich Ausländer zu sein. Mein Mann kommt aus Norwegen und Norwegen finden die meisten Deutschen toll. Das ist in deren Augen dann kein so “richtiger” Ausländer, sondern ein sympathischer.
Gleiches gilt für meinen Vater. Auch Kanada löst bei Deutschen fast immer Auswanderersehnsüchte aus und England – naja, das sind eben auch “gepflegte” Ausländer (mein Vater war Brite und Kanadier).
Das fand ich schon immer sehr krass.

Den Gedanken hatte ich auch schon, Frau Wagenknecht zu amüsieren. Aber die hat wohl gerade mehr damit zu tun, ihre Fraktionsmitglieder an die Kandare zu nehmen … 😀

Schöne Grüße!

Jürgen Gradenegger - 1. November 2017 Reply

Hallo Maria,

na der Herr war ja gut informiert. 😉 Ich hatte ähnliche Erfahrungen mit meinem letzten Hund. Das war ein Wolfsspitz. Wer diese Hunderasse kennt, weiss das diese schönen Tiere ein sehr dichtes Fell haben. Ganz ähnlich zu Huskeys mögen sie es nicht so gerne warm. Deswegen war mein Hund die ganze Zeit im Freien oder auf meine Balkon. Ein wohlmeinender Tierliebhaber, der allerdings gänzlich ahnungslos über die Bedürfnisse solcher Hunde war, kam nicht um hin sich um meinen Hund zu sorgen und informierte die Ordnungshüter. So klingelte einen schönen Tages ein Polizeibeamter, der sich nach meinem Hund erkundigte. Ich konnte Ihn vom Wohlergehen meines Hundes überzeugen. So kann es halt gehen.

LG, Jürgen.

Maria Jeanne Dompierre - 3. November 2017 Reply

Ja so kann das gehen. Grundsätzlich ist es löblich, dass unsere Mitmenschen bei dem Verdacht der Tierquälerei nicht einfach wegschauen.
Da sind wir eben “Kollateralschäden” 🙂 . Für jeden Hund, der aus schlimmen Verhältnissen befreit wird, ist es das wert.
Wolfsspitze kenne ich gar nicht. Das habe ich gleich online nachgesehen. Sehr schöne Hunde sind das.

    Jürgen Gradenegger - 9. November 2017 Reply

    Hallo Maria,

    Wolfspitze sind eine alte Spitzrasse, die sehr häufig als Hofhund eingesetzt wurde. In Holland kennt man sie Kaashund, da sie in jungeren Jahren sehr gute Mäusefänger sind. Angeblich wurden sie früher in den Käselagern von Gouda gegen die Nager eingesetzt. Ich finde auch, dass es bessser ist einmal zu viel sich um Tiere zu sorgen als zu wenig. Da sind wir doch gerne “kollateralgeschädigt”.

    LG, Jürgen

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