Das waren in etwa die Worte, die mir durch den Kopf schossen, als ich, gerade aus dem Urlaub zurück (es wunderschön in Kanada und leider habe ich dort keine Trikes gesehen), die offizielle Mitteilung zu den neuen Produkten von HP Velotechnik in meiner Inbox las.
Das Scorpion gibt es ab November diesen Jahres nun auch wahlweise mit dem Shimano Steps Motor. Den habe ich letzten Sommer bei meinem Test mit dem Kettwiesel Evo von Hase Bikes ja ausführlich kennengelernt und kam zu einem eher mittelmäßigen Testurteil.
HP Velotechnik bricht Tabu
Aber ich reagierte weniger auf die Tatsache, dass HP Velotechnik nun den gleichen Motor verbaut wie Hase Bikes, als darauf, dass die Krifteler damit eines ihrer bis dato größten Tabus brechen:
Der Steps-Motor befindet sich vorne im Ausleger und nicht im Hinterrad. Alles, was größere Kräfte auf den Rahmen erzeugt, wird nicht in die Liegedreiräder von HP Velotechnik verbaut. Immerhin werden zehn Jahre für den Rahmen garantiert.
Die Mittelmotoren für aufrechte Räder verursachen normalerweise zu große Zugkräfte für den Rahmen eines Scorpion. Sie sind auch ziemlich groß und würden schon optisch dem Anspruch an Ästhetik des Liegerad-Herstellers nicht gerecht. Der Shimano Steps “fügt sich (…) mit der schlanken Silhouette dezent in das schon vielfach ausgezeichnete Design der Dreiräder aus Kriftel ein”, beschreibt HP Velotechnik die Besonderheit des Steps-Motors und lasse den Rahmen dank der großen Kettenblätter mit 44 Zähnen, unbehelligt.
Shimano Steps und GoSwiss Drive
Der Schweizer Elektroantrieb ist weiterhin im Zusammenhang mit einem Trike zu haben. Shimano stellt eine Alternative dar, übrigens auch für den kleinen Bruder Gekko.
Was in der offiziellen Mitteilung von HP Velotechnik mitunter etwas geschwollen beschrieben wird (der Fahrer eines Scorpions ist ein “Pilot” und bei der Ausstattung mit Shimano handelt es sich um ein “Rundum-sorglos-Paket”), erklärt mir Alexander Kraft am Telefon mit einfachen Worten. Der Steps-Motor stellt eine wichtige Ergänzung zur bisherigen Option GoSwiss dar, weil es KundInnen gibt, die keinen so hohen Anspruch an komplexe Technik haben. Sie wünschen sich einen Hilfsmotor ohne viel Schnickschnack und mitunter verwirrender Bedienoberfläche am Display. Ein Motor, der etwas dezenter im Hintergrund agiert und nur unterstützt, wenn es wirklich nötig ist, der mit der Gangschaltung verbunden ist und der sich mit zwei Knöpfen bedienen lässt. Das vermittelt das Gefühl, immer noch klassisch Rad zu fahren und die Aufmerksamkeit wird nicht dauernd vom Geschehen im Straßenverkehr oder dem Genuss der Eindrücke der Landschaft durch das Bedienen von Technik und großem Display, das schon fast wie ein Smartphone anmutet, abgelenkt. HP Velotechnik räumt allerdings ein, dass auch ein Jahr nach meinem Test, der Shimano Steps Motor immer noch sehr geräuschvoll ist.
Auf meine Frage, ob auch mein großer Kritikpunkt, dass der Tritt nicht immer flüssig rund lief und ich die Leistung nicht sehr überzeugend fand, immer noch zuträfen, bekam ich die allgemein gehaltene Antwort, dass ich davon ausgehen könne, dass ein so renommierter Globalplayer wie Shimano seine Technik stets weiter entwickle und verbessere und innerhalb eines Jahres erhebliche Veränderungen stattfinden könnten.
Der Shimano Steps ist ab 2090,- Euro zu haben und damit rund fünfhundert Euro günstiger als der luxuriöse GoSwiss-Antrieb.
Diese Neuerung im Hause HP Velotechnik ist nicht etwa durch wildes Brainstorming entstanden, sondern fußt auf seriöse Daten der Hochschule Fulda. Dort kamen Studenten unter der Leitung von Professor Felix Ecker zum Ergebnis, dass gerade Menschen in fortgeschrittenem Alter einem elektrischem Dreirad umso aufgeschlossener begegneten, je weniger es die Nutzer mit High-Tech konfrontierte.
„Wenn das Gesamtsystem zu komplex wird und das Rad dies durch eine sehr technisch wirkende Ausstattung ausstrahlt, wachsen sogar bei einer ansonsten sehr positiv wahrgenommenen Kombination wie ,Sicheres Dreirad plus komfortabler E-Motor’ die Vorbehalte deutlich an.” Damit möchte der Hersteller aus Kriftel Modelle wir das “Scorpion Plus” noch attraktiver für eine bestimmte Zielgruppe gestalten. Allerdings werden die flotten Dreiräder damit auch mitunter als “Elektro-Dreiräder für Senioren” wahrgenommen (Hamburger Lifestyle Blog www.hamburg040.com).
Nennleistung: 250 W
Maximales Drehmoment: 50 Nm
Unterstützung: bis 25 km/h
Gewicht (Motor): 3,2 kg
Unterstützungsmodi:
Eco: bis 70 % (30 Nm)
Normal: bis 150 % (40 Nm)
High: bis 230 % (50 Nm)
Reichweite:
Eco: bis 125 km*
Normal: bis 85 km*
High: bis 60 km*
Akkuleistung: 418 Wh (36 V / 11,6 Ah)
Gewicht Akku: 2,7 kg
Ladedauer: 100 % nach 4 Std
80 % nach 2 Std
Lebensdauer: 1000 Ladezyklen**
Preis: ab 2.090,- Euro
Steps/Di2 ist im HP Velotechnik-Baukastensystem lieferbar ab November 2016.
*Messbedingungen: Gesamtgewicht Rad und Fahrer 100 kg bei 23 km/h in flachem Gelände, 7. Gang im Stop- & Go-Modus (alle 2 km)
**Nach 1000 Ladezyklen stehen noch 60 % Restkapazität zur Verfügung[/box]
Ein weiteres Mitglied in der Scorpion-Familie
Ab November möchte HP Velotechnik die Qual der Wahl noch erhöhen und hat ein Scorpion zur Ankurbelung von Dopamin und Adrenalin entwickelt. Hierzu der Originaltext aus der Pressemitteilung von HP Velotechnik:
Mit dem komplett überarbeiteten „Scorpion“ stellt HP VELO- TECHNIK eine neue Kategorie im Liegeradbau auf drei Räder: das Racetrike für Komfort-Liebhaber. Die Basis dafür ist jenes Trike, mit dem in der hessischen Spezialradmanufaktur 2005 das Dreirad- Zeitalter begann. Wer den „Scorpion“ von damals neben dem aktuellen Modell sieht, spürt den Unterschied in der Dynamik geradezu physisch. Erstmals zu sehen ist der neue, metallic-blaue Renner auf der Messe Eurobike (31. August bis 4. September 2016) am Stand von HP VELOTECHNIK im Foyer West (FW 300).
Die markante Optik hat ihren Ursprung in den konstruktiven Eigenheiten eines Highspeed-Trikes: Das von 20 auf 26 Zoll vergrößerte Hinterrad sorgt für eine hohe Laufruhe. Das zur Abstützung des Schalensitzes integrierte Raum-Fachwerk ermöglicht den geradlinigen Verlauf der Kette durch den Hinterbau. Erstmals erprobt an den S-Pedelecs von HP VELOTECHNIK, sorgt diese Spaceframe-Technologie zudem für ein steiferes Chassis, wie Daniel Pulvermüller erläutert, der Chef-Konstrukteur der hessischen Manufaktur.
Auch an der Frontpartie des eleganten Aluminium-Rahmens haben die Ingenieure Hand angelegt: Mit dem steil empor wachsenden Ausleger gewinnt das Tretlager deutlich an Höhe. Die satte Überhöhung der Kurbelachse mit bis zu 24 Zentimetern über dem Sitzniveau verspricht maximale Effizienz beim Krafteinsatz und sorgt für eine aerodynamisch günstige, windschnittige Körperhaltung: „Liegerad-Enthusiasten wissen: Ein hohes Tretlager ist quasi der Wiegetritt im Sitzen“, erklärt Pulvermüller dazu.
Neu sind diese Merkmale in Kombination mit einem gefederten Hinterbau. Der Grund: Die klassischen, aus Gründen der Gewichtsreduktion bislang ungefederten Racetrikes werden auf Kopfsteinpflaster schnell zum Rücken-Killer.
Die antriebsneutrale Federung mit der HP VELOTECHNIK-eigenen No-Squat-Technik eröffnet dem blauen Flitzer darüber hinaus weitere Einsatzbereiche. So lässt er sich dank vorbereiteter Aufnahmepunkte und den Möglichkeiten des Manufaktur-Baukastensystems höchst vielfältig für Alltag und Reise einrichten. Die Bandbreite reicht von Gepäckträger, Schutzblechen, luftigem Netzsitz, diversen Lichtanlagen bis zu Anpassungen im Antriebsbereich. Dabei kann der Kunde zwischen Ketten- und Nabenschaltungen wählen oder sogar eine Kombination mit bis zu 81 Gängen einbauen lassen.
Wer das Vorwärtskommen noch lässiger angehen will, wählt unter den zwei E-Motorsystemen, die HP VELOTECHNIK vom Modelljahr 2017 an im Programm hat: der bewährte Premium-Hinterradnabenmotor von GO SWISSDRIVE oder die neue Option mit der vollautomatisch schaltenden Tretlager-Antriebseinheit Steps/Di2 von SHIMANO.
Das Standardmodell kostet 2.990 Euro. Erhältlich ist der „Scorpion“ mit den Standardfarben Peeka Blue oder Cosmic Grey ab November 2016.
[box type=”info”] Technische Daten Scorpion Basismodell, andere Komponenten auf Wunsch
Rahmen: Scorpion (Alu 7005 T6), 10 J. Garantie
Farben: einfarbig Peeka Blue oder Cosmic Grey sowie Sonderfarben auf Wunsch
Bereifung vorne: Tryker von SCHWALBE (20″)
Bereifung hinten: MarathonRacervonSCHWALBE (26″)
Sitzhöhe: von 28 cm (BodyLink-Schalensitz) bis 42 cm (ErgoMesh HS plus-Netzsitz)
Sitzwinkel: 41 – 49°
Federung: Federelement DNM DV22 80 mm (hi.)
Bremse: 2 x AVID BB7 Scheibenbremsen (vorne, einzeln zu betätigen)
Antrieb: SRAM Dual Drive 24-Gang
Länge: 194 – 227 cm (einstellbar für Fahrer mit Körpergröße von 162 – 200 cm)
Radstand: 128 cm
Breite/Spurweite: 83 cm / 78 cm
Bodenfreiheit: 11 cm
Wendekreis: 5,4 m
Gewicht: ab 16, 9 kg
Zuladung: bis 150 kg
Preis: ab 2. 990, – Euro, mit Motor ab 5. 080, –
Lieferbar: ab November 2016[/box]
HP Velotechnik setzt Kritik um
Die Liegeradmanufaktur entwickelt ja nicht nur komplett neue Modelle und Konzepte, sondern verbessert auch das Bewährte. Ein Wunsch von KundInnen und Testpersonen war auch, das Display für den Elektromotor praktischer und platzsparender am Lenker anzubringen.
Ich kenne beispielsweise Leute, die mit Hilfe eines Verlängerungskabels das Display vorne am Auslegerrohr anbringen, um so mehr Freiheit am Lenker zu gewinnen. HP Velotechnik nahm die Anregung auf und setzte sie für beide Unterstützungsmotoren um. Das Ergebnis ist sehr gut gelungen.
In den nächsten Tagen erfahre ich auch, was sich Hase Bikes einfallen ließ, um uns für die neue Saison zu überraschen. Das werde ich natürlich zeitnah veröffentlichen.
Alle Bilder unterliegen den Urheberrechten von HP Velotechnik