Was ist denn nun eigentlich mit dem Sitz? Wo bleibt der Testbericht?
Und warum dauert es schon wieder Monate bis ich etwas schreibe?
Noch nicht mein Sitz
Ich erzähle jetzt einfach drauf los und tue so als hätte ich euch nicht so lange warten lassen, dann kann ich meine Gedanken am einfachsten strukturieren.
Abgesprochen mit HP Velotechnik war, dass ich den Sitz ausgiebig teste und dann darüber berichte. Bei dem Preis möchtet ihr sicherlich gerne vor einer Anschaffung wissen, worin ich die Vor- und Nachteile sehe.
Ich hatte auch schon ein Interview geführt, einige Fragen geklärt und mündlich ein erstes Feedback an die Krifteler gegeben.
Nun ist es so, dass sie im Winter sagten, der Sitz sei nicht frei verkäuflich - präziser gesagt: der Sitz kann nicht als Einzelstück bestellt werden, da Lieferengpässe bestehen. Mittlerweile wissen wir wohl alle, dass in allen möglichen Branchen und eben auch bei den Fahrrädern Ersatzteile, Zubehör und auch Fahrräder selbst lange Lieferzeiten haben können.
Ich entschied daraufhin, dass ich den Testbericht noch hinauszögern würde, da ich es frustrierend finde, wenn ich euch von dem Sitz vorschwärme, er aber gar nicht bestellt werden kann. Denn so viel verrate ich schon gerne: ich bin sehr angetan von diesem Sitz und habe nur eine ganz kurze Minus-Liste mit Verbesserungswünschen.
Die verfügbaren Sitze werden nämlich für die vorgehalten, die sich ein neues Liegetrike bestellen und als Ausstattung diesen Komfortsitz wählen. Das ist verständlich.
Die Sache mit dem Sitz
Ich fahre immer noch mit dem Testsitz von HP Velotechnik herum.
Ich darf ihn aber nicht kaufen. Das heißt, er ist immer noch geliehen und Paul Hollants "drohte" mir schon Anfang des Jahres damit, dass ich ihn zurückgeben muss.
Warum er ihn zurückhaben möchte und warum ich noch keinen Testbericht verfasste habe und wie es überhaupt in der Sache weitergehen wird, erzähle ich dir im heutigen Beitrag.
Kompromiss
Der geplante Start der Freiverkäuflichkeit des Sitzes verschob sich immer wieder - heute macht HP Velotechnik lieber keine Angaben mehr dazu, ab wann er "voraussichtlich" (unabhängig von einem neuen Trike) zu haben ist.
Sollte ich nun doch den Test veröffentlichen mit den Hinweis, dass er auf nicht absehbare Zeit als Einzelteil gar nicht zu haben ist? Das machte mich unzufrieden.
Wegen der Knappheit hatte HP Velotechnik schon Sitze, die eigentlich für ihre Test-Trikes gedacht waren, für konfigurierte Liegetrikes herausgegeben. Deswegen möchten sie gerne meinen Testsitz zurückhaben, denn der soll dann den Fuhrpark bestücken. Weiter unten beschreibe ich meine Strategie, um ihn doch behalten zu dürfen. Denn ich möchte ihn nicht mehr hergeben ... Die LiegeradFrau genießt diesbezüglich keinen Sonderstatus und muss sich in die Reihe der Wartenden einfügen.
Also habe ich ein bisschen in Kriftel herumgejammert, und sie boten mir schließlich etwas an.
Sitz bleibt noch Leihgabe
Wie wäre es, wenn ich den aktuell stärksten Motor von Shimano des High Performance-Systems EP8 testen würde? Dann könnte ich gleichzeitig den verbesserten ErgoMesh Sitz, der auch sehr komfortabel sein soll, ausprobieren und müsste nicht wieder auf meinen ollen Schalensitz zurück.
Der Plan: bis mein "neues-Trike-mit-tollem-Shimano-Motor"-Test vorbei wäre, wären dann endlich die Premiumsitze als unabhängig zu erwerbendes Zubehör erhältlich.
Ich glaube, ich muss noch ein paar Zeilen zum Schalensitz schreiben. Ich habe ihn sehr gerne gehabt und fand ihn bequemer als den herkömmlichen Netzsitz. Wer sportlich unterwegs ist, sollte unbedingt den Schalensitz ausprobieren, er schmiegt sich toll an den Rücken an. Ich möchte ihn nicht schlechtreden.
Aber nach dem Erlebnis mit dem Komfortsitz möchte ich nichts mehr mit dem Schalensitz zu tun haben! Im Vergleich fühlt es sich für mich wirklich so an: wieder zurück auf meinen ollen Schalensitz.
Drückt mir die Daumen, dass dieser Beitrag in Kriftel nicht gelesen wird und sich womöglich jemand daran erinnert, dass sie eigentlich den Komfortsitz wieder zurück haben wollten. Aber noch drei Monate nichts zu schreiben ist auch keine Option. Inzwischen haben sie es wohl vergessen, also halte ich die Füße still.
Da sich der freie Verkauf immer wieder verschob, möchte ich mich auf eine weitere Ankündigung nicht verlassen und warte bis der Verkauf tatsächlich startet. Meine Strategie lautet daher: einfach nicht auffallen und beten, dass Paul Hollants weiter vergisst, dass er meinen Sitz zurückhaben wollte. Oder vielleicht tut er nur so als hätte er es vergessen und möchte nett sein? Ich traue mich nicht zu fragen ...
Krank im Frühling
Im letzten halben Jahr war ich sehr mit meiner Ausbildung beschäftigt, die weitaus mehr Kapazität in Anspruch nimmt als ich dachte. Ich lasse mich gerade in einer bestimmten Methode ausbilden, um diese dann als zertifizierte Lehrkraft unterrichten zu können.
Den ganzen Winter über bin ich viel und regelmäßig geradelt. Ich freute mich schon darauf, im Frühling längere Touren zu unternehme, da ich eine gute Kondition aufgebaut hatte. Dann infizierte ich mich mit Corona.
Der Verlauf war harmlos, aber ich war den ganzen April sehr krank und rappelte mich erst im Mai wieder auf. Meine Praxis musste ich schließen, alle Termine absagen und verlegen. Ich hole heute noch einige Termine nach, denn ich war im Mai nur begrenzt belastbar. Fahrradfahren war unmöglich, ich traute mich bis vor vier Wochen noch gar nicht. Keinesfalls wollte ich meinem Körper zu früh zu viel zumuten.
Tja, das war's dann mit der Kondition.
Aber nachdem ich anfänglich kleinere Runden drehte und wieder zum Einkaufen radelte, merkte ich dann ganz schnell, dass die Krankheit ausgeheilt war. Paul hat es schlimmer erwischt, er kämpft noch mit den Folgen.
Spontan entschloss ich mich dann, einmal bei einer geführten Tour des ADFC Detmold mitzuradeln.
ADFC
Das mit dem ADFC und mir ist ja so eine Sache.
Ich bin schon lange Mitglied, weil ich die Zeitschrift gerne lese und weil mich die Fahrradpolitik interessiert. Wenn ich draußen einer ADFC Gruppe begegnete, musste ich innerlich immer lachen, wie sie so mit den demonstrativ aufgesetzte Helmen und den gelben Warnwesten auf ihren Rädern saßen. Vor allem die Westen fand ich amüsant.
Ihr kennt bestimmt das Gesetz des Karma? Man bekommt ausgleichende Gerechtigkeit für alles, was man tut.
Der ADFC Lippe ist äußerst aktiv mit seinen Angeboten. Fast wöchentlich finden mehrere geführte Touren statt, denen man sich meist ohne Anmeldung anschließen kann. Ich war schon immer neugierig, weil ich so die Region und umliegenden Fahrradwege einmal anders kennenlernen könnte als die Wege, die ich gewöhnlich radle.
Ich kam an einem Sonntagmittag um dreizehn Uhr zum Treffpunkt Detmolder Bahnhof und freute mich, dass der Tourenleiter mit seinem Liegerad dort schon wartete. In der Ausschreibung stand, dass der Tourenleiter "Bioradler" wäre und es sich um eine "Biotour" handle. Ich überlegte, ob Biotour hieß, dass nur unmotorisierte Fahrräder mitführen oder ob wir irgendwelche ökologisch-biologischen Bauernhöfe und Hofläden ansteuerten. Den begriff "Bioradler" hatte ich schon mal gehört, aber eine "Biotour" erschloss sich mir nicht gleich. Jaja, lacht nur, es ist auch irgendwie komisch ...
Es handelte sich tatsächlich um eine Gruppe "Bioradler". Ich fragte schüchtern nach, ob man mich auch dulden würde mit meinem Motor. Begeisterung geht anders, aber der Tourenführer erlaubte es, nachdem ich versprechen musste, immer im hinteren Feld zu fahren und niemanden in der Gruppe zu hetzen.
Kurz bevor wir losfuhren, drückte er mir eine gelbe ADF Warnweste in die Hand und bat mich, das Schlusslicht zu bilden. Genau so eine Weste mit "Bitte 1,5 m Abstand" über die ich mich immer so amüsiert hatte!! Alle, die eine verantwortliche Position in der Gruppe einnähmen, müssten so eine Weste tragen, wurde ich aufgeklärt, nachdem ich sachte protestierte und mich um die Weste drücken wollte. So also funktioniert das mit dem Karma, dachte ich, als ich mich ganz hinten einreihte.
Die LiegeradFrau fährt im Pulk des behelmten ADFC und trägt eine gelbe Warnweste. Und keinen Helm.
Es war eine ganz tolle Tour. Wir waren ungefähr zwanzig Leute, erwartungsgemäß war ich zwar die Jüngste, aber es entstanden wechselnde nette Unterhaltungen. Ich hatte mir extra eine angekündigte Ausfahrt von nur 35 Kilometern ausgesucht, damit ich nach meiner langen Zwangspause gut mitkommen würde. Da die anderen keinen Motor hatten, waren das traumhafte Konditionen für meinen Wiedereinstieg.
Warum Unmotorisierte manche Pedelecs nicht mögen
Während der Fahrt erfuhr ich dann auch den Grund für die zögerliche Aufnahme in die Gruppe. Es hatte in der Vergangenheit Irritationen und Unruhe in gemischten Gruppen gegeben. Und zwar, weil die Pedelecs keine Rücksicht auf die Unmotorisierten genommen hatten und das Tempo anzogen. Die "Bios" hechelten gehetzt hinterher und die Berge hoch und waren total frustriert. Und obwohl die Pedelecs immer wieder daran erinnert und darum gebeten wurden, bitte stets im hinteren Feld zu fahren, damit sie das Tempo der anderen vor sich im Blick hätten, ergab sich immer wieder diese Dynamik.
Eine Dame erläuterte mir wie es sich anfühlt, wenn ein Pedelec beim Bergauffahren quatschen möchte, während das unmotorisierte Fahrrad den Atem für den Anstieg braucht. Sie und ich bildeten die Nachhut. Wir fuhren oft nebeneinander und unterhielten uns (natürlich nicht bergauf).
Gebannt lauschte ich ihren Schilderungen von ihren Fahrradurlauben, die sie, seit sie verwitwet ist, alleine unternimmt. Oft reist sie mit der Bahn.
Mit fast achtzig Jahren, Donnerwetter, dachte ich immer wieder. Das ist übrigens auch der Grund, warum sie bisher kein Pedelec fährt: das Rad ist ihr mit Motor zu schwer, um die Bahn damit zu besteigen.
Kurzum, ich bin begeistert vom Angebot des ADFC vor Ort und habe mir vorgenommen ab und zu mitzuradeln. Dieses Wochenende gibt es eine Tour, die mich reizt, aber es soll auch sehr heiß werden. Ich bin noch unentschlossen. Ich habe keine Fotos gemacht, da ich schon froh war, überhaupt mitzudürfen und niemanden brüskieren wollte. Auf jeden Fall hat man mir versichert, dass ich jederzeit wieder gerne dabei sein dürfte, auf der nächsten "Biotour".
Felgenfest
Meine Mutter verbrachte ihren Geburtstag bei mir, und wir nahmen am Felgenfest teil. Meine Eltern wollten immer schon gerne zum Felgenfest nach Hameln anreisen, aber es kam nie dazu. In Gedanken nahmen wir meinen Vater als guten Geist auf unseren Gepäckträgern mit und sprachen ein wenig über ihn als wir auf der Bundesstraße, zusammen mit hunderten weiteren Fahrrädern, nach Rinteln radelten.
Ich habe ein paar Bilder und Clips gemacht, die ich euch im nächsten Beitrag zeigen möchte.
Es war ein wunderschöner Tag. Das Wetter war toll, die meisten Menschen saßen lachend und gut gelaunt auf Ihren Rädern und man konnte den ganzen Tag auf dem Sattel verbringen. Nur am Hunger merkte man, dass schon einige Kilometer zusammenkamen. Entlang der ganzen Strecke gab es Verpflegung und ein bisschen Programm, einige Kommunen hatten ihre Läden geöffnet.
Alte neue Reifen
Mein Trike war neulich im Service. Ihr wisst ja bereits, dass ich auf den Trike- und Spezialradprofi Peer Preß schwöre. Seine Werkstatt und der Verkaufsladen Trike-x-Press sind für mich eine der besten Adressen für alle, die eine umfassende Beratung wünschen. Peer kennt sich nicht nur mit den Trikes verschiedener Hersteller aus und hat sie vor Ort zur Probefahrt, sondern weiß auch über sämtliche Motoren Bescheid.
Alle drei Reifen waren abgefahren und mussten ersetzt werden. Als ich mein Trike abholte, dachte ich: "Komisch, ist David so exzessiv mit meinem Trike Probe gefahren, dass die neuen Reifen schon so schmutzig sind?"
David ist Peers rechte Hand und Herr der Werkstatt. Der quirlige junge Mann hat immer gute Laune und bringt alle zum Lachen. Er brennt für die Liegeräder.
Alles an meinem Trike war picobello gemacht und repariert. Wer mich schon länger kennt, weiß, dass ich nichts so sehr fürchte wie mein Trike in den Service zu geben. Weil immer irgendetwas quietscht oder nicht mehr so eingestellt ist wie ich es gerne hatte. Bei Peer und David gibt es weder unerwünschte Geräusche noch muss etwas nachjustiert werden, wenn ich es vom Service abhole.
Ich nahm die schmutzigen Reifen genauer ins Visier. Sie waren abgefahren. Ich musste wirklich lachen. David hatte im Nu neue Reifen aufgezogen, mich mit Getränken versorgt, die Hunde beschmust und sein sonniges Gemüt verbreitet.
Er, Peer und ich waren uns einig, dass ich dringend wieder regelmäßiger publizieren sollte und haben schon ein paar Ideen, was die beiden Liegeradprofis Spannendes für euch beisteuern könnten. Als erstes Projekt nehmen wir uns ein Interview mit Peer vor, der uns im August von seinen Erfahrungen mit dem Scorpion S-Pedelec erzählen wird. Ich habe, wie einige von euch sicherlich auch, eine Menge Fragen dazu. Und Vorurteile.
Was ist so toll am S-Pedelec? Ist es nur die Geschwindigkeit? Ist es nicht doof, nur auf der Straße fahren zu dürfen? Wie fühlt sich das an zwischen all den Autos? Ist der Akku nicht schnell leer? Und was ist mit dem Spezialhelm, den man tragen muss? Peer wird dazu Stellung nehmen und wenn ihr Fragen zum S-Pedelec allgemein, dem Scorpion S-Pedelec im Speziellen habt, dann schreibt sie mir gerne. Ich nehme sie dann mit in das Video-Interview.
Eine Frage an David zum Schluss
Etwas beschäftigt mich jedes Mal, wenn ich Peer und David im Detmolder Trikecenter besuche. Wie ist es möglich mit weißem T-Shirt an den Fahrrädern herumzuschrauben und das T-Shirt dabei so makellos weiß zu belassen? Das Foto entstand am Nachmittag, ich war Augenzeugin, dass da schon an etlichen Fahrrädern gearbeitet worden war. Also, David, wie machst du das?
Findet ihr nicht auch, dass das der adretteste Fahrradmechaniker ist, den man je gesehen hat?