Vor einem viertel Jahr ließ er sein Gekko fx mit dem Pinion-Getriebe nachrüsten, um eine Alternative zur Kettenschaltung zu haben.
Pinion Getriebe nachrüsten
Gastbeitrag von Eduard J. Belser
Nach 100 Tagen im Amt bzw. im Einsatz wird in der Regel eine erste Bilanz gezogen.
Soviel vorweg: der teure Umbau hat sich sehr gelohnt.
Mein Gekko fx an einem meiner Lieblingsplätze
unter der uralten Linde bei der St. Peter Kapelle in Kestenholz.
100 Tage Pinion-Getriebe am Gekko fx von HP Velotechnik
Das Pinion Getriebe C1.12 als Tretlagerschaltung an meinem Gekko fx von HP Velotechnik wurde Anfang April 2018 eingebaut, hat nun geschätzt sicher bereits etliche 100 km hinter sich – ich führe darüber nicht Buch – und somit wird die Zeit für eine erste Bilanz reif.
Die ärgerliche Kröte Kettenschaltung, die ich bei der Motorisierung im Herbst 2016 schlucken musste, ist wieder weg. Nun ist der Gekko auch antriebsmäßig wieder aus einem Guss und bereitet noch mehr Fahrspaß.
Fahrt zum Einbau des Pinion-Getriebes - eine Tagestour am Rhein
Am Dienstag, den 3. April 2018, habe ich den Gekko am Morgen früh in die Bahn nach Basel verladen. Ab dem Bahnhof Basel SBB ging es danach radelnd quer durch die Stadt und dem Rhein entlang die ca. 80 km zum Radhaus in Freiburg Herdern. Dort habe ich mein gutes Stück Bea und ihrem Mitarbeiter Marc anvertraut und bin mit der Bahn heimgefahren.
Bereits am Mittwochabend kam die Nachricht, es klappe alles und mein Gekko werde am Freitagmorgen sicher abholbereit sein. Daraufhin verabredete ich mich mit meinem Kollegen Dieter, der sich interessiert gezeigt hatte, mich auf der Rückfahrt mit seinem vollgefederten Riese & Müller S-Pedelec zu begleiten.
Am Freitagmorgen sind wir zusammen mit der Bahn nach Freiburg gefahren. Während ich den Gekko übernahm und den Umbau bezahlte, unternahm Dieter eine kurze Testfahrt mit einem Scorpion mit Go SwissDrive und Pinion-Schaltung. Danach ging es auf den Münsterplatz zum Mittagessen.
Schalten mit dem neuen Pinion-Getriebe noch ungewohnt
Die anschließende Fahrt durch die Stadt mit den den vielen Umleitungen wegen der Trambaustellen bot reichlich Gelegenheit, das neue Schaltgefühl im dichten Stadtverkehr zu üben. Mehrfach versuchte ich dabei intuitiv bei Ampelstopps mit der Ferse den «Landschildkrötengang» des nicht mehr vorhandenen Schlumpf HighSpeedDrives zu schalten, um dann am Lenkergriff zu drehen und das neue Schaltgefühl der Pinion zu genießen.
Dabei schaltete ich noch oft in einen viel zu tiefen Gang. Mit dem GO SwissDrive in der stromsparenden Unterstützungsstufe 2 reichen in der Ebene die Gänge 9 bis 12 für ein entspanntes Anfahren nach Ampelstopps.
Danach ging es am Rhein entlang wieder zum Baseler Bahnhof SBB. Nach der Fahrt durch den Jura bot mir Dieter in Olten an, mich fast bis nach Hause zu begleiten, da dies eh Teil seines gewohnten Arbeitsweges sei. In Olten war dabei nach der Velobrücke über die Aare ein deftiger Anstieg zu bewältigen, der aber im ersten Gang und mit Unterstützungsstufe 5, problemlos zu bewältigen war.
Erfahrungen mit dem Pinion-Getriebe auf vertrauten Strecken und neuen Touren
Seither habe ich einen großen Teil der von mir regelmäßig befahrenen Strecken und auch etliche neue Touren zurückgelegt und durfte reichlich vergleichende Erfahrungen zu den früheren Schaltungen sammeln. Inzwischen ist das Pinion-Getriebe auch eingefahren und läuft wirklich seiden-samten fein und ruhig. Die Bahnbreite der Entfaltungen und die gleichmäßige Abstufung der 12 Gänge sind optimal auf den GoSwiss Drive und meine Bedürfnisse abgestimmt.
Selbst ohne GoSwiss Drive ist das Pinion-Getriebe erste Wahl. Auch deshalb, weil damit das spätere Nachrüsten auf einen GoSwiss Drive ohne Änderungen an der Schaltung möglich ist. Das macht Sinn und rechtfertigt den kleinen Mehrpreis von EUR 200.– gegenüber der ebenfalls hochwertigen, bestens bewährten Rohloff-Schaltung. Leider kann sie nicht mit dem GoSwiss Drive Motor kombiniert werden.
Für mich ist eine Kettenschaltung an einem Liegetrike grundsätzlich keine wirklich brauchbare Option, weil sie sich nicht im Stand schalten lässt. Selbst an einem konventionellen Velo würde ich mir deshalb nie eine Kettenschaltung zumuten.
Schaltgefühl des Pinion-Getriebes
Das Hochschalten beim Anfahren und Beschleunigen funktioniert auch unter leichter Teillast. Zum Herunterschalten am Berg muss man zum Schalten den Druck kurz vollständig von den Pedalen nehmen, d.h. man muss sich angewöhnen relativ frühzeitig zu schalten, um den Schwung nicht zu verlieren. Aber vorausschauendes Fahren ist ja auf dem Velo grundsätzlich angesagt. Doch mit der Zeit funktioniert das immer intuitiver.
Eine gewisse Sorgfalt beim Einrastenlassen der Gänge macht die Schaltvorgänge flüssiger und vermeidet kleinere Schaltgeräusche. Das einfach im Stand vom Gang 1 auf Gang 12 Hoch- und vom Gang 12 in Gang 1 Herunterschalten können verblüfft immer wieder von neuem.
Ich ertappe mich oft dabei, dass ich einfach so und ohne Notwendigkeit schalte, nur um dieses Gefühl zu genießen. Dazu trägt auch der von HP Velotechnik verlängerte Schaltgriff wesentlich bei, der wirklich perfekt in der Hand liegt.
Kettenblatt, Kettenrad und Kettenrollen mit großem Durchmesser
entlasten den Tretlagerausleger und schonen die Kette.
Der verlängerte Drehgriff der Schaltung liegt perfekt in der Hand.
Pinion-Getriebe vs. Kettenschaltung
Beeindruckend ist immer wieder die Ruhe unter dem Hintern, die beim Schalten herrscht. Kein lautes Rappeln, das die Angst aufkommen lässt "Jetzt musst Du dann gleich auf den Knien die Einzelteile einer vorsintflutlichen, klapprigen Kettenschaltung von der Straße aufsammeln und den Gekko zum nächsten Bahnhof schieben".
Nur das leise Rauschen vom Kettenspanner und der Freilauf sind zu hören. Der Antrieb ist so leise geworden, dass beim bewussten Hinhören sogar das sehr leise Pfeifgeräusch der Leistungselektronik des Motors im Hintergrund zu hören ist. Eine Wohltat für meine geräuschempfindlichen Ohren!
Auch optisch hat der Gekko durch den Umbau stark gewonnen. Er sieht deutlich aufgeräumter und moderner aus. Der Blick auf das Pinion-Logo auf dem Tretlagerausleger ist auch nicht zu verachten.
Am SlowUp Solothurn-Buechibärg ließ ich die Reifen des Gekkos vor dem Start an der Servicestation aufpumpen. Der Mechaniker war ganz begeistert, wie toll die Pinion-Schaltung an meinem Gekko aussieht.
Dank an Radhaus und HP-Velotechnik
Das Radhaus in Freiburg hat den Umbau sehr sorgfältig umgesetzt, vor allem auch was die Führung und Befestigung der Schaltzüge betrifft. Diese sind entsprechend leichtgängig.
Beas Mitarbeiter in der Werkstatt, Marc, war kurz vorher noch bei HP Velotechnik in einer Händlerschulung zum Einbau des Pinion-Getriebes und damit bestens vorbereitet.
Ein besonderes Kränzchen muss ich auch HP Velotechnik winden. Es ist nicht selbstverständlich, dass ein im Herbst 2011 gekauftes Liegetrike im Frühling 2018 so problemlos auf den neuesten Stand der Technik gebracht werden kann. Das zeigt, dass sich die Investition in ein hochwertiges Liegetrike wegen solcher Möglichkeiten und der Wertbeständigkeit eben doch lohnt.
Die lange Nutzungsdauer schont zudem die Umwelt, die durch kurzlebige Wegwerfprodukte unnötig belastet wird. Ein Aspekt der unbedingt vermehrt beachtet werden sollte und ein Verkaufsargument, das HP Velotechnik ruhig noch mehr herausstreichen dürfte.
Hoffentlich wird das Pinion-Getriebe von den LiegetrikekäuferInnen gut angenommen und HP-Velotechnik für dieses tolle Angebot entsprechend honoriert.
Pinion-Getriebe mit elektrischer Schaltautomatik
Gespannt bin ich, was sich rund um den GoSwiss Drive und das Pinion-Getriebe noch alles tun wird.
Denkbar wäre z.B. eine elektrisch betriebene Schaltautomatik, wie sie bereits für die Nabenschaltungen von NuVinci, Shimano und Rohloff angeboten wird.
Wenn diese auch noch den GoSwiss Drive einschließen würde und sich das Ganze über eine Spracheingabe steuern ließe, wäre das ein weiterer toller Schritt in die Zukunft des Liegetrikes.
Ein neuer, abschließbarer Gepäckträger mit maßgefertigtem Haltebügel.
Taschen und Körbe hängen weniger tief. Das entschärft Konflikte mit der Anhängerdeichsel.
Übrigens: Immer mehr Gefallen finde ich am Rückwärtsgang des GoSwiss Drive. Auch dieser funktioniert nach meinem Gefühl mit dem Pinion-Getriebe besser. Es macht einfach Spaß, die Gäste eines Biergartens mit dem rückwärts Einparken zu verblüffen.
Auch beim Wenden auf einer engen Straße und in anderen Situationen ist der Rückwärtsgang nützlich.
Eduard J. Belser
Dipl.-Ing. ETH
Begeisterter HP Velotechnik Gekko-Fahrer, lebt in einem Dorf am Jurasüdfuß zwischen Olten und Solothurn in der Schweiz.
Er befasst sich professionell mit historischen Verkehrsmitteln wie Pferdefuhrwerke, Eisenbahnen und Dampfschiffe und bereist gerne historische Städte per Bahn.
Samstags kauft der leidenschaftliche Hobby-Koch und Feinschmecker in Solothurn (Zitat: "die schönste Barockstadt der Schweiz") frisch auf dem Markt ein, am liebsten mit seinem motorisierten Gekko. Fastfood und lieblos verkochte Gerichte sind ihm ein Graus.
Eduard liebt klassische Musik, die mediterrane Küche und guten Wein.
Was er nicht besonders mag ist Fliegen und Auto fahren (aber mit einem Zeppelin würde er sehr gerne mal über den Bodensee "fliegen").
Alle Fotos unterliegen den Urheberrechten von Eduard J. Belser - mit freundlicher Genehmigung