Abschied

Heute verabschiedet sich Alva bei euch, mein geliebter Wirbelwind. Sie war die "große Kleine", denn obwohl jünger als ihre Schwester, doch deutlich größer und die Chefin.

Eine Hundepersönlichkeit

Für euch erkennbar am roten Geschirr und auf den Bildern oder Videos immer etwas näher bei mir als Luna. Sie ist bei einem kleinen Eingriff nicht mehr aus der Narkose erwacht. Hat aufgehört zu atmen. Einfach so.

Alva tat schon immer was sie wollte, und so passt ihr Ableben zu ihrem Wesen. Keinen Bock mehr, tschüß. (Während des Eingriffs tauchten Befunde auf, die weitere Maßnahmen nach sich gezogen hätten.)

Sie war ein stolzer kleiner Windhund, der sich niemals unterwarf, alles musste man mit ihr aushandeln, und ich hatte immer das Gefühl, dass ich achtgeben muss, ihre Würde zu wahren. 

Trotzdem hörte sie sehr gut auf mich, tat vieles mir zuliebe, auch wenn ihr selbst der Sinn nicht klar war. Zwei Sekunden musste ich ihr lassen, um zu überlegen, dann folgte sie immer. Ich merke es erst jetzt, da sie fort ist: der Hund lebte auf mir. Immer auf meinem Schoß, immer an meinem Bein, immer auf meinem Arm. Sie war körperlich stets im Kontakt.

Legte ihre Stirn an meine und drehte dabei das Köpfchen von einer Seite zur anderen. Mehr Nähe ging nicht. Sie war ultra nervös und ließ sich machmal nur schwer beruhigen, wenn sie aufgeregt war. Jede Regung aus der Umgebung nahm sie auf wie eine wandelnde Antenne. Ich hatte eine Art gefunden, sie herunterzufahren, deswegen suchte sie so oft meine Nähe und kam immer angelaufen, wenn sie selbst nicht zur Ruhe fand. Frauchen war Entspannung. Dort konnte sie abschalten.

Wer weiß, vielleicht hat sie sich im tiefen Schlaf der Narkose verloren und fand nicht mehr heraus. 

Alva war eine Traumpartnerin fürs Fahrrad. In perfekter Harmonie trabte sie neben mir, nie zu schnell, nie zu langsam, wir kommunizierten nonverbal. Die Leine war pro forma, an Menschen, Tieren, lautem Gerät ging sie einmütig vorbei. Ging nicht jagen, egal welches Wildtier auf den Weg sprang.

Die Leere, die sie hinterlässt ist unerträglich. Es ist gespenstisch still im Haus. 
Die Couch ist zu groß, der Wassernapf nun immer zu voll, der Fahrradanhänger jetzt viel zu groß.

Luna ist ein sanfter, zurückhaltender Hund und still. Jetzt erschrecke ich immer, wenn jemand vor der Türe steht, weil niemand den Besuch ankündigt.

Lachtherapie

Alvas letzte Amtshandlung bestand darin, meine Klienten zu amüsieren. Ich habe meine Praxis im Haus und wegen der Hitze ließ ich die Türe offen, damit der Durchzug Kühlung brachte. Ich sprach also während der Sitzung und Alva lag an der Schwelle. Eintritt verboten, sie wusste das, weil sie sich nicht lange beherrschen konnte und stets mit den Leuten spielen wollte. So lag sie da und kroch immer ein Stückchen näher herein.

Ermahnung, kurzes Herummotzen, Wiederhinlegen. Ach, wenn Frauchen dauernd redet, rede ich halt auch mal mit. Und so fing sie an zu quatschen, meine Klienten lachten sich kaputt.
 
Ja, Alva konnte reden.
Jau-jau-jau, sagte sie und nang-nang-nang, hob dabei die Nase hoch und nickte heftig.

So kann ich natürlich nicht arbeiten! Nachdem ich sie weggeschickt hatte (kurzes Nachdenken, seufzen, gehorchen) hinterließ sie mir eine Nachricht für den Abend. Aus dem Lammfell waren hunderte kleine Fetzen gerissen und fein säuberlich verteilt. Nachdem sie am nächsten Morgen verstorben war, legte ich das Lammfell-Kunstwerk mit den Fetzen obendrauf  an prominenter Stelle in der Wohnung.

Dort liegt es immer noch und entlockt mir jedes Mal, wenn ich daran vorbei gehe, ein Lächeln. 
Sie fehlt mir sehr, sie war solch ein Schlitzohr, sie war so anhänglich und hat großzügig ihre Liebe verteilt.

Es tut gut, dass Luna da ist. Sie kann nun auch sehr nahe sein, da der Platz an meiner Seite, auf meinem Schoß und unter der Decke nicht schon besetzt ist. Wir werden den Anhänger wechseln, den Wassernapf nur noch halb füllen und uns an die Stille gewöhnen.

Nur Fahrradausflüge haben wir noch keine unternommen.
Das braucht noch ein bisschen Zeit.

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Eduard J. Belser - 24. September 2023 Reply

Guten Morgen Maria

Oh Jeh, das tut mir aber leid. Ich kann doch gut nachvollziehen, wie sehr Du an Deinen Vierbeinern hängst und wie viel Zeit es braucht, um über solche Verluste hinweg zu kommen.

Alles Gute und liebe Grüssse aus der Schweiz
Eduard

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