Am Samstag lud ich mein “Scorpion fs” ins Auto und fuhr nach Hannover, denn Dörte und Sven aus dem Liegeradforum hatten zu “Lieg, Meet & Greet” eingeladen.
Das klang sehr verlockend und ich dachte es könnte Spaß machen, mit ein paar Liegerad Fahrern auf Tour zu gehen. Ich nahm zum ersten Mal an einem solchen Treffen teil und wusste noch nicht, dass ich drei sehr wichtige Dinge lernen würde:
1. Das tollste Fahrzeug der Welt ist ein Velomobil!
2. Der Mythos der Socken verschlingenden Waschmaschine stimmt!
3. Es ist völlig unverständlich, warum ich noch nicht Forumsmitglied bin!
Am Freitag hatten sich schon etliche TeilnehmerInnen eingefunden und ihre Zelte aufgeschlagen, am Samstagmorgen sollte die 45km lange Tour beginnen.
Tolle Leute, super Stimmung
Ich wurde mit großem “Hallo” ganz herzlich empfangen. Die Leute waren offen, sympathisch und es herrschte eine tolle Stimmung. Die beiden Organisatoren nahmen sich für jeden Neuankömmling Zeit, um die Örtlichkeiten und den Zugang für Getränke zu zeigen. Wir waren auf dem Gelände des Paddelklubs Hannover zu Gast, der direkt an der Leine liegt. Ich war überrascht, dass sich über 40 Personen einfanden, ich hatte mir vorgestellt, dass wir höchstens halb so viele sein würden. Dörte und Sven hatten alles perfekt geplant. Sie hatten Namensschilder vorbereitet und waren die Route schon gemeinsam mit Lars Komm gefahren, um zu testen, ob sie für alle Liegeradtypen und für eine größere Gruppe geeignet ist.
Nach einer Einführung durch Sven (Regeln, Fahrverhalten in einer Gruppe, Ampelüberfahrt, Treffpunkt) ging’s los.
Ziel war die Kaffediele Degersen, die uns mit ihren Leckereien für den zweiten Teil des Ausflugs stärkte. Ich war ganz entzückt als sie mir frisch geschlagene Sahne auf meinem Kakao servierten. Ich teilte mir den Tisch u.a. mit Lars und Tobias, die beide ebenfalls ein Liegeradblog schreiben und amüsiert stellten wir fest, dass sich die “Presse” zusammengefunden hatte.
Geduldsprobe für Autofahrer
Die Fahrt war fantastisch! Wir fuhren überwiegend auf flacher Strecke und hatten nur leichte Anstiege zu bewältigen. Bei der Abfahrt sausten uns natürlich die aerodynamisch perfekt geschnittenen Velomobile davon.
Erstaunt stellte ich fest, dass sehr viele Liegedreirad fuhren und die Velomobile eine ordentliche Größe darstellten. Meine Gesprächspartner wechselten immer wieder und in den Pausen konnte ich ausgiebig ein Velomobil bestaunen und begutachten. Die Gruppe blieb die Fahrt über zusammen und ich konnte zum ersten Mal erleben, was ich sonst immer nur gelesen hatte: Der Verband darf nebeneinander auf der Straße fahren und bei Rot fährt die Nachhut zügig über die Kreuzung, während drei, vier Teilnehmer diese freihalten.
Überhaupt mussten einige AutofahrerInnen Nerven beweisen. Es war gar nicht so einfach, an uns vorbei zu ziehen und so mussten sie sich häufig Stück für Stück vorbei tasten, wobei sich mancher auch in die Gruppe hinein quetschte.
Ich war überaus dankbar, einen Motor zur Unterstützung zu haben, denn beim Aufholen hätte ich gegen die kräftigen Männerbeine nur wenig Chancen gehabt. Überwiegend fuhren wir aber ein recht moderates Tempo, das ich auch ohne Unterstützung halten konnte. Als wir wieder beim Paddelklub ankamen, dachte ich: “Was, schon vorbei? Wie schade!” Dabei waren wir schon ein paar Stündchen unterwegs gewesen. Durch die vielen spannenden Gespräche und den intensiven Austausch war die Zeit nur so verflogen.
Und weil’s so schön war…
…fuhren einige von uns noch eine Runde um den nahe gelegenen Maschsee. Der Grill war schon geheizt und alle saßen entspannt an den aufgebauten Tischen und freuten sich auf das Abendessen. Dieser zweite Teil des Tages war mindesten genauso spannend und schön wie der Ausflug selbst.
Die Ausstattung der Liegeräder wurde bestaunt und Frank führte mir sein Velomobil “Mango Sport” vor. Ich freute mich wie ein kleines Kind, denn er hatte mir eine Probefahrt versprochen. Nach kurzer Einweisung drehte ich eine kleinen Runde in diesem imposanten Gefährt und lachte dabei vergnügt.
Und dann ging es los:
“Na, hast du Blut geleckt?”
“Wetten, dass du bald auch Velomobil fährst?”
“Ist das nicht einfach irre?”
“Wenn du ein Mal Velomobil gefahren bist, möchtest du nichts anderes mehr!”
Frank in seinem flotten Velomobil Mango Sport
Frank war sich ziemlich sicher, dass ich “angefixt” sein würde und machte sich schon laut darüber Gedanken, wie ich mein Scorpion am besten verkaufen könnte. Überhaupt präsentierten die Velomobilfahrer ihre Gefährte mit immensem Stolz und versicherten mir immer wieder, dass es kein tolleres Rad gäbe (deswegen Punkt 1 zu Anfang des Textes). Und in der Tat; es hatten mich etliche Leute davor gewarnt, Probe zu fahren, weil der Suchtfaktor nicht unerheblich sei…
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Speedjunkies & Wäschespezialisten
Die Begeisterung über mein Liegedreirad mit Motor hielt sich in Grenzen. Ich überließ mein Scorpion Interessierten zur Probefahrt und selbstverständlich bot ich es auch Frank an, um mich zu revanchieren. Ich versprach viel Spaß mit dem Antrieb. Frank meinte, dass es zwar ganz nett gewesen sei, aber der Motor ja schon bei 25 km/h aufhören würde zu funktionieren. Na, das kommt davon, einem Velomobilfahrer, der über 30 km/h ohne Motor mal locker in die Pedale tritt, 25 km/h als Turbo anbieten zu wollen!
Auch zwei andere Männer meinten, es sei sehr schön gewesen, aber der Motor mit 45 km/h wäre wahrscheinlich zu bevorzugen, meiner sei etwas lahm… “Männer und Geschwindigkeiten”, dachte ich schmunzelnd.
Beim gemütlichen Abendessen klärte mich dann Dirk wie versprochen über die verschwundenen Socken in der Waschmaschine auf. Er sagte, dass manchmal eine einzelne Socke zwischen Dichtungsgummi und Trommel geraten könne und damit den Strumpf tatsächlich “schlucke”. Andere nickten zustimmend während seiner Ausführung. Ich konnte mich nicht des Gefühls erwehren, dass ich von einer Gruppe Männern ein bisschen auf den Arm genommen wurde. “Aber doch, das stimmt!” versicherten sie mir.
Lieber Dirk, zu deiner Ehrenrettung schreibe ich hier ausdrücklich, dass ich nachgesehen habe und die Bestätigung in dieser Reportage der ARD fand. Wie sich weiter herausstellte war die Herrenrunde ziemlich kundig in Sachen Wäsche, denn beim Verladen des Liegedreirads ins Auto hatte ich meine Jacke mit Kettenöl verschmiert. Das rettende Gegenmittel war schnell für mich organisiert und nun wurde sogar das schmierige Zeug aus meiner Jacke gerubbelt! Was für ein Service.
Öfter wurde ich gefragt, warum ich eigentlich nicht im Liegeradforum registriert sei. Am Ende wusste ich auch kein schlüssiges Argument mehr und deswegen, ihr alle, die ihr es schade fandet, dass ich im Forum nicht präsent bin: Ich habe mich nun angemeldet! Mein Nutzername ist “Liegeradfrau” und ich freue mich schon, von euch zu lesen.
Das war ein wunderschöner Tag mit tollen und interessanten Menschen. Meine große Anerkennung geht an Dörte und Sven, die alles perfekt organisiert und eine schöne Route ausgesucht haben, vielen Dank!
Danke auch an alle, die mich so freudigen Herzens in die Gemeinschaft aufnahmen und unterhaltsame Gespräche mit mir führten, ich habe den Tag mit euch sehr genossen!